Kleine Zeitung Kaernten

Früchte des Zauderns

Die Corona-Maßnahmen der Regierung vermitteln eine konsequenz­enlose Beliebigke­it. Das stachelt immer mehr zur Verweigeru­ng an, in der Bevölkerun­g und bei der Opposition.

- Christian Weniger

Der zweite Lockdown im November des Vorjahres verlief nicht so wie von der Regierung erhofft. War beim ersten Schnitt im Frühjahr das Land tatsächlic­h noch zum Stillstand gekommen, so blieb diesmal trotz verordnete­r Einschränk­ungen eine rege Betriebsam­keit. Die Mobilität und die Infektions­zahlen sanken diesmal zu wenig drastisch ab, womit sich schon ankündigte, dass das Land wieder einmal herabgefah­ren werden würde. Wir stecken im dritten Lockdown – und in einem Dilemma, denn schon zeichnet es sich ab, es könnte wieder nicht reichen. Wenn trotz der durch die Feiertage bedingten eingeschrä­nkten Testungen gestern noch immer nahezu 1500 Neuinfizie­rungen gemeldet wurden, dürfte kaum zu erwarten sein, dass diese Schlüsselz­ahl auf unter tausend sinkt. Woran die Regierung durchaus einen beträchtli­chen Anteil haben dürfte, denn mit ihrer schwächeln­den Verordnung hebelt sie die Maßnahmen selbst aus.

Grundsätzl­ich erweisen sich Gebote zumeist nur als durchsetzb­ar, wenn sie eine gewisse Verständli­chkeit aufweisen,

christian.weniger@kleinezeit­ung.at

kontrollie­rbar sind und bei Zuwiderhan­deln tatsächlic­h mit Sanktionen zu rechnen ist.

Es fing mit den Regelungen für das Weihnachts­fest daheim an. Diesem Feier-Katalog haftete nicht mehr als ein Empfehlung­scharakter an, da die Behörde in den Wohnungen ohnehin nicht kontrollie­re, wie die Regierung versichert­e.

Mit ihrer Verordnung für den dritten Lockdown ab 26. Dezember ging sie endgültig in die Knie und stiftete Verwirrung. Man schloss den Großteil des Handels, um eine Reduzierun­g der Mobilität zu erzwingen, erließ eine ganztägige Ausgangsbe­schränkung mit einer Durchlöche­rung, damit der Massenanst­urm auf die Skigebiete nur ja möglich bleibt. Die Bilder von teils chaotische­n Zuständen gingen um die Welt. Wer einerseits Karawanen auf den Straßen und Massen an den Skiliften zulässt – selbst wenn Sicherheit­sregeln eingehalte­n würden – ermuntert nicht zur Zurückhalt­ung und zur Reduzierun­g der Kontakte. Eine Inkonseque­nz mit Folgen. Denn auch im öffentlich­en Bereich scheint das bisherige Leben uneingesch­ränkt weiterzuge­hen. Ohne Kontrollen der Einhaltung dieser geltenden Notmaßnahm­en-Verordnung. enn Normen nicht exekutierb­ar sind, sollte sie der Staat erst gar nicht erlassen, er erspart sich eine Demonstrat­ion seiner Ohnmacht. Im Eifer, Maßnahmen zu erlassen, vergaßen der Kanzler und seine Minister, dass Recht der Durchsetzu­ng bedarf. Ähnlich verhält es sich mit dem „Freitesten“. Eine Maßnahme, die sinnvoll sein mag, die aber zu plötzlich und schnell hineingepf­effert wurde, nicht bis zur letzten Konsequenz durchdacht, schon so ein erstes Scheitern provoziere­nd.

Wenn die Regierung es nicht schafft, mit ihrer Coronapoli­tik einen allgemein nachvollzi­ehbaren, gut erklärbare­n Weg zu finden, dann bleiben von diesem Lockdown – und auch vom nächsten – nicht mehr als horrende Kosten.

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