Betrug im Netz macht Mode
Liebesbetrug über soziale Netzwerke wird immer häufiger. Auch hinter „guten Geschäften“verbergen sich oft Betrüger.
Zwei Jahre lang hatte ein Klagenfurter (74) mit einer „Französin“, die ihn über ein soziales Netzwerk angeschrieben hatte, Kontakt via Internet. Einen sechsstelligen Eurobetrag hatte er an die „Frau“, von der er nur (angebliche) Fotos kannte, bereits überwiesen. Kurz vor Weihnachten hoffte der Pensionist, die Dame in Wien-Schwechat zu treffen. Sie werde ihm dort Goldnuggets übergeben, so das Versprechen.
Aus dem Rendezvous wurde nichts, stattdessen kam ein Anruf. Angeblich von einem Polizisten. Die Dame sei auf dem Flughafen festgenommen worden. Der 74-Jährige müsse eine Kaution bezahlen, um ihr einen Gefängnisaufenthalt zu ersparen und sein Gold zu sichern. Als der Mann dazu einen Kredit aufnehmen wollte, öffnete ihm ein Bankangestellter die Augen und schickte ihn zur Polizei.
„Das ist kein Einzelfall und das Prozedere ist typisch“, sagt Nadja Pressinger, die dieser und anderen Arten des Betrugs via Internet auf den Giftzahn gefühlt hat, indem sie Maulwurf spielte, und darüber ein Buch geschrieben hat. Am häufigsten sei der Liebesbetrug, „romance scam“genannt. „Angeblich atkeit, traktive Männer oder Frauen senden Freundschaftsanfragen via Instagram, Facebook, Twitter oder Dating-Seiten. Zuerst chatten sie mit ihrem Opfer und fragen es aus.“Auf diese Art finden die Betrüger Schwachstellen. „Dort setzen sie dann an“, sagt die Kärntnerin. Oft seien es die Sehnsucht nach ZweisamKinder- oder Tierliebe, die Aussicht auf ein gutes Geschäft oder vieles mehr.
„Die Betrüger gehen extrem professionell vor, sie sind psychologisch geschult und unvorstellbar hartnäckig.“Viele der „Scammer“seien in Nigeria, in Ghana und an der Elfenbeinküste. Mittlerweile mache der Betrug mit falscher Identität auch in Südafrika, Indien, Pakistan, der Türkei und Malaysia Mode.
„Diese Betrüger sind wirklich gefährlich“, warnt Pressinger: „Eine junge Spanierin hat sich das Leben genommen, als sie erfuhr, dass ihre große Liebe nur eine Lüge war. Eine Britin hat ihr Haus verkauft, das Geld an den Scammer überwiesen, der versprochen hatte, dafür in den USA ein gemeinsames Haus zu kaufen. Als er das Geld hatte, war er nicht mehr erreichbar.“
„Fotos, die Scammer verwenden, sind oft auf Plattformen im Internet abrufbar. Daran merkt man, dass es Fakes sind“, sagt Nadja Pressinger. Man solle zudem statt eines Telefonats oder eines Chats einen Videoanruf verlangen und die Person dann bitten, zu winken. Denn sehr oft seien es Männer, die Videos einspielen, auf denen Frauen zu sehen sind.