„Das Erbe der Sonia Clementi hätte ich gerne“
INTERVIEW. Die Kärntnerin Ines Honsel (46) über ihre Rolle als reiche Erbin in „Vorstadtweiber“, Karriereziele, Corona und die Lust am Erzählen.
Wie lebt es sich in den „Vorstadtweibern“als Erbin eines Vermögens?
INES HONSEL: Die Sonia Clementi genießt zum ersten Mal die volle Freiheit, sie hat das Geld sofort in Luxus investiert. Sie orientiert sich ein bisschen daran, was die anderen so machen. Davor hat sie viel gearbeitet und sich gegenüber ihrem Vater beweisen müssen. Jetzt lebt sie ein völlig neues Leben, es macht ihr viel Spaß, aber sie ist auch verunsichert.
Was macht für Sie den neuen Reiz Ihrer Serienrolle als reich gewordene Sonia Clementi aus?
Was mir gefällt, ist, dass sie ambivalent ist, man weiß nicht, woran man bei ihr ist. Sie schwankt zwischen supernaiv und blöd, dann ist sie wieder ganz klar, präzise, auch ziemlich schlau. Das ist reizvoll zu spielen. Es ist wie eine heiß-kalte Dusche, bei jedem Bild und bei jeder Szene entscheidet man sich für eine andere Temperatur. Sie ist eine ambivalente Figur, das macht total Spaß.
Wenn man eine Karriere plant, hat man eine Idee, wohin man will. Sind Sie mit „Vorstadtweiber“schon in der Nähe dieser Idee?
Alle denken, wenn man im Fernsehen ist und so eine tolle Rolle spielt, ist das das Ziel. Mein Ziel ist es, im Theater und Fernsehen zu spielen und den Leuten eine gute Zeit damit zu machen. Ob da jetzt 50 Leute sitzen in einem Kleintheater oder 700 im Staatstheater oder Millionen vor den Fernsehern: Solange ich spiele und Engagements bekomme, bin ich total okay mit meiner Karriere. Das funktioniert seit 20 Jahren.
Staffel 5 läuft im ORF ab 11. Jänner, Sie haben aber schon die Staffel 6 teilweise abgedreht. Wie leicht fällt es Ihnen, die Entwicklung Ihrer Rolle geheim zu halten?
Mir fällt es immer sehr schwer. Ich muss damit lange herumlaufen, ich als Zuschauerin will aber überrascht werden und nichts gespoilert bekommen. Die Geschichte spannt einen großen Bogen von der vierten bis zur sechsten Staffel, da musste ich mich selbst erst erinnern, was da wirklich los war, damit die Geschichten in meinem Kopf greifen.
Können Sie uns schon etwas über neue Projekte verraten?
Ich habe ein Filmprojekt im Januar hier in München, auf das ich mich sehr freue. Es ist ein 90-Minüter für die ARD. Vor dem ersten Drehtag mag ich aber nichts erzählen.
Plagen Sie als Schauspielerin wegen Corona Existenzängste?
Das Erbe der Sonia Clementi hätte ich gerne. Habe ich aber leider nicht. Es ist für alle eine wahnsinnig anstrengende Zeit. Für alle Selbstständigen und Freischaffenden, das ist eine Horrorsituation, man hat keine Planungssicherheit. Ich bin echt sehr pessimistisch, was die Folgeschäden anbelangt. Es werden sehr viele Kleinkunstbühnen eingehen. Wir Filmschaffenden können auch noch arbeiten, mit vielen Sicherheitsauflagen, die verständlich sind, aber wir können arbeiten. Alle meine Bühnenauftritte sind im November und Dezember flöten gegangen, da durfte ich nicht auftreten.
Sie treten in Ihren Film- und Fernsehrollen, aber auch als Erzählerin auf. Was macht eine gute Erzählerin aus und was fasziniert Sie so daran?
Ich glaube, das Faszinierende ist, dass es so unglaublich direkt ist und die Leute mitnimmt. Die direkte Kommunikation ist durch nichts zu ersetzen. Etwas live vor Publikum zu spielen, hat eine eigene Kraft für jene, die in dem Moment in diesem Raum sind.