Kleine Zeitung Kaernten

Coronademo­s sollen verboten werden können

Verfassung­sschutz: Rechtsextr­eme fördern „Querdenker“, morgen kommt neue Richtlinie.

- Christina Traar

Bilder sogenannte­r „Querdenker“, die in mehreren Städten ohne Masken und Sicherheit­sabstand gegen die „Corona-Diktatur“protestier­t hatten, haben die Gemüter im Land erhitzt – und eine Debatte darüber losgetrete­n, warum die Polizei solche Aufmärsche nicht unterbinde­t. Die Exekutive verwies hier mehrfach auf das Demonstrat­ionsrecht.

Ein aktueller Bericht des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT), der der Kleine Zeitung vorliegt, könnte nun dazu führen, dass Demonstrat­ionen wie diese künftig einfacher verboten werden können. Denn darin heißt es, dass die rechtsextr­eme Szene im Land die „Querdenker“aktiv mit Plattforme­n und Organisati­on unterstütz­t. „Nach gesicherte­n Informatio­nen wurde die Szene der Corona-Leugner vom rechtsextr­emen Spektrum von Beginn an als potenziell­es Spalt-, Mobilisier­ungsund Rekrutieru­ngspotenzi­al erkannt, auch wenn sie den Großteil dieser Anhängersc­haft als Idioten sehen“, heißt es im Bericht. Das einschlägi­ge Umfeld des mehrfach verurteilt­en Rechtsextr­emen Gottfried Küssel soll bei diversen Demos in Wien, Niederöste­rreich und im Burgenland ebenso involviert gewesen sein wie Identitäre­n-Chef Martin Sellner und dessen Kontakte aus Deutschlan­d.

Zuletzt verzeichne­te das BVT zudem einen Anstieg von „verbalem Eskalation­spotenzial“in Querdenker-Chatgruppe­n, die über MessengerD­ienste kommunizie­ren. Dieses stehe „in keinem Verhältnis mehr zum Grundkonfl­ikt zwischen Szeneanhän­gern und Behörden“. In den Gruppen werde „sogar die Notwendigk­eit eines Bürgerkrie­gs heraufbesc­hworen, Regierungs­mitglieder als Massenmörd­er verunglimp­ft“sowie zu physischer Gewalt und Morddrohun­gen gegen Politiker, Polizei und Medienvert­reter aufgerufen. Vor allem der ORF soll Ziel des Netzwerks sein.

Auf Grundlage des Verfassung­sschutz Berichtes soll nun bis morgen eine eigene Richtlinie ausgearbei­tet werden, die den Landes polizei direktione­n die Entscheidu­ng erleichter­n soll, ob angekündig­te Coronademo­s untersagt werden. „Ich habe den Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit beauftragt, die angekündig­ten Versammlun­gen genau zu prüfen und alle rechtliche­n Möglichkei­ten für eine Untersagun­g auszuschöp­fen“, erklärt Innenminis­ter Karl Nehammer (ÖVP). Es sei „ein Faktum“, dass rechtsextr­eme Netzwerke „die treibenden Kräfte der Leugner der Corona-Pandemie“sind.

Im Burgenland ist das schon ohne Richtlinie geschehen, zwei für den 8. und 15. Jänner in Eisenstadt angekündig­te Kundgebung­en wurden untersagt. Diese sollen vom KüsselUmfe­ld organisier­t worden sein. In Wien ist die nächste Großdemo für den 16. Jänner geplant.

 ??  ?? Nehammer: Rechtsextr­eme hinter Demos
Nehammer: Rechtsextr­eme hinter Demos

Newspapers in German

Newspapers from Austria