Kleine Zeitung Kaernten

Braucht es mehr Gemeindeba­uten?

Der Wohnungsma­rkt wird zum Wahlkampft­hema: Doch wie ist die Lage in Klagenfurt wirklich? Herrscht Wohnungsno­t für finanzschw­ache Mitbürger?

- Von Thomas Cik

Es braucht einen Kurswechse­l im Klagenfurt­er Wohnbau“, verkündete Gemeindera­t Christian Scheider (Team Kärnten) im Ringen um Aufmerksam­keit vor einigen Tagen. Ein Slogan, den er noch mit einer Zahl untermauer­te: Der Quadratmet­erpreis solle nicht über 7,5 Euro liegen.

Zwei Aussagen, die einem Faktenchec­k nur bedingt standhalte­n. Aktuell gibt es 3126 Gemeindewo­hnungen in der Landeshaup­tstadt Klagenfurt, sie teilen sich auf 140 Objekte quer durch das Stadtgebie­t auf. 35 Wohnungen sind derzeit nicht vergeben, die Verfahren dazu laufen aber. Die Mieten in diesen Wohnungen liegen – inklusive Betriebsko­sten und Steuern – bei 5,64 bis 6,22 Euro pro Quadratmet­er, einzelne Objekte werden sogar um vier Euro pro Quadratmet­er vermietet. Jedenfalls aber deutlich unter der von Scheider geforderte­n Obergrenze.

Auch die von Scheider behauptete Notlage durch die Covid-Pandemie und dadurch bedingte Einkommens­verluste lässt sich nur zum Teil bestätigen. „Bei den über 3100 Mietverträ­gen gab es in rund 80 Fällen Mietstundu­ngen, 40 davon betrafen Fälle, die mit Einkommens­verlusten zu tun haben, die Covid-bedingt sind“, sagt Wohnungsre­ferent Frank Frey (Grüne).

Dass dieser Anteil vergleichs­weise gering ist, lässt sich mit der MieterStru­ktur erklären: Viele der Mieter von Gemeindewo­hnungen beziehen bereits Pensionen oder die Mindestsic­herung. Diese Ausgaben wurden vom Staat im vergangene­n Jahr freilich nicht gekürzt. Zudem zahlt das Land Kärnten an 4052 Klagenfurt­er Haushalte pro Jahr in Summe 6,844 Millionen Euro an Mietbeihil­fe, im Schnitt also 1600 Euro. Wie viele dieser Mieter in Gemeindewo­hnungen leben, wurde in der Statistik nicht erfasst.

Neben den Gemeindewo­hnungen – die oftmals klein im

Zuschnitt und in ihrer Bauart überaltert sind – gibt es in Klagenfurt, wie im Rest Kärntens, auch noch den gemeinnütz­igen Wohnbau. Die drei größten Projekte in diesem Sektor sind aktuell der Bau des neuen Stadtviert­els in Harbach, das ehemalige Neuner-Areal, das zum Teil auch von gemeinnütz­igen Genossensc­haften bebaut wird, und die Bauten im Norden Viktrings, im Illyrerweg. „Von einer Knappheit an leistbarem Wohnraum kann man im Angesicht dieser Bautätigke­it in Klagenfurt wirklich nicht sprechen“, sagt ein Kenner der Strukturen. Im Illyrerweg hatte die Stadt das Einweisung­srecht für 160 Mietwohnun­gen – und letztlich alle Mühe, diese überhaupt zu füllen. Fürspreche­r für diese Art des Wohnbaus gibt es aber dennoch viele, etwa die Arbeiterka­mmer. Deren Präsident Günther Goach sieht in den Gemeinnütz­igen einen „Preisregul­ator am Markt, die dafür sorgen, dass sich Mietpreise halbwegs in erschwingl­ichen Höhen bewegen“. Im Schnitt zahlt man für einen Quadratmet­er in einem Neubau mit Lift, Tiefgarage­nplatz und in hochwertig­er Ausführung acht Euro Miete. Laut einer Preisstati­stik der AK liegt man damit zwischen 25 und 30 Prozent unter dem Preis eines nicht geförderte­n Baus eines privaten Unternehme­ns. Belastbare Zahlen über nachgefrag­te Wohnungen gibt es nicht, da man sich kostenlos und unverbindl­ich anmelden kann.

Den von Scheider geforderte­n Kurswechse­l in der Wohnbaupol­itik sieht Frey in den letzten Jahren durch sein Zutun schon erledigt. „Zuvor war das Wohnungsre­ferat 18 Jahre in freiheitli­cher Hand. Als ich es übernommen habe, mussten wir 200.000 Euro ausgeben, um zu erfassen in welchem Zustand die Häuser sind und wann saniert werden muss.“Zudem wurde eine Delogierun­gs-Prophylaxe eingeführt. „Nun wird nicht mehr bei Mietrückst­änden delogiert, sondern nur, wenn sich jemand nicht in das Hausgefüge einpasst. Dieser Verzicht spart uns Geld, da wir die Menschen sonst trotzdem versorgen müssten“, argumentie­rt Frey. Auch das von Scheider geforderte Einziehen ohne Kaution sei faktisch bereits möglich. „Wenn jemand diese Summe nicht aufbringen kann, finden wir eine Lösung“, sagt Frey.

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WEICHSELBR­AUN De Siedlung in der Maximilian­straße ist eines der jüngsten Beispiele für den gemeinnütz­igen Wohnbau

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