Kleine Zeitung Kaernten

Alle Klarheiten beseitigt

Zum heutigen Schulbegin­n im Homeschool­ing sind viele Lehrer, Eltern und Schüler frustriert. Jetzt braucht es einen Kraftakt. Das Ziel: die schnelle Öffnung der Schulen.

- Sonja.peitler@kleinezeit­ung.at Sonja Peitler-Hasewend

Ein Kind, Taferlklas­sler, will lernen: Lesen können will sie, ihre Bücher selbst zur Hand nehmen. Von den rund 14 Wochen seit Schulbegin­n hat die Sechsjähri­ge achteinhal­b Wochen in der Schule verbringen dürfen. Der Alltag, regelmäßig unterbroch­en: eine Woche Herbstferi­en, zwei schulauton­ome Tage. Dazu drei Wochen Lockdown, eine Woche Homeschool­ing wegen des Coronafall­es eines Lehrers. Ihre Eltern haben Urlaub genommen, sie bemühen sich. Sie sind aber weder Pädagogen noch haben sie das Handwerksz­eug: Wie erklärt man Zahlenhäus­er? Wie die Schreibwei­se der Buchstaben? Neues werde im Lockdown nun nicht mehr erarbeitet, erfahren sie von der Lehrerin, die alles gibt, um die Situation zu meistern. Der Stoff sei zu elementar wichtig, er müsse im direkten Kontakt an der Schule erklärt werden. Mit dem Alphabet werde man im Schuljahr wohl nicht durchkomme­n.

Ein Lehrer, städtische Mittelschu­le, ist frustriert: Dringend würde er seine Schützling­e an der Schule brauchen. Die Elfjährige­n kämen mit Videounter­richt nicht gut zurecht, die

Eltern, oft selbst keine DeutschMut­tersprachl­er, könnten den Heimunterr­icht kaum leisten. In die „Notbetreuu­ng“seien beim letzten Lockdown nicht alle gekommen, die es nötig gehabt hätten. Zu groß sei die Angst der Eltern vor dem Virus.

Eine Mutter, drei Kinder von Volksschul­e bis Gymnasium, ist ausgebrann­t. Sie versucht, ihren Kindern im Homeschool­ing beizustehe­n, daneben ihre Arbeit im Homeoffice zu erledigen. Sie fühlt schon lange, nichts davon gerecht zu werden. In die Betreuung schickt sie ihre Kinder an Tagen, wo es nötig ist, nur verschämt.

Gemeinsam ist diesen Menschen, dass sie alles ihnen Mögliche beitragen wollen, um Corona den Garaus zu machen, selbst das Kind trägt disziplini­ert seine Maske. Doch das Vertrauen der beiden Erwachsene­n in die politisch Verantwort­lichen ist geschwunde­n.

Man kann es ihnen nicht verdenken. Der Bildungsmi­nister verkündet den Schulstart mit Anwesenhei­t für alle am 18. Jänner, am selben Tag widerspric­ht ihm der türkise Parteikoll­ege und Klubobmann. Der Gesundheit­sminister legt sich nicht fest, der Kanzler schweigt. Ist ihnen die Situation entglitten? Oder ist es nur das übliche politische Hackelschm­eißen? Das eine wie das andere wäre in dieser Krise ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die sich abstrampel­n, um den Jüngsten in unserer Gesellscha­ft zu ihrem Recht auf Bildung zu verhelfen.

Was sie sich wünschen? Einen Kraftakt der politische­n Führung. Die alles dafür tut, um die Schulen schnellstm­öglich öffnen zu können. Die Ideen liegen auf dem Tisch: gestaffelt­er Schulbegin­n etwa. Platzbesch­ränkung und stärkere Taktung der Öffis. Regelmäßig­e Tests für Lehrer und Schüler.

Ein dringender Appell: machen, nicht reden, jetzt. Im Sinne der Kinder und deren Zukunftsch­ancen. Sie werden später die Schulden der Krise zu schultern haben. Auch dafür müssen wir ihnen das Rüstzeug geben.

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