Alle Klarheiten beseitigt
Zum heutigen Schulbeginn im Homeschooling sind viele Lehrer, Eltern und Schüler frustriert. Jetzt braucht es einen Kraftakt. Das Ziel: die schnelle Öffnung der Schulen.
Ein Kind, Taferlklassler, will lernen: Lesen können will sie, ihre Bücher selbst zur Hand nehmen. Von den rund 14 Wochen seit Schulbeginn hat die Sechsjährige achteinhalb Wochen in der Schule verbringen dürfen. Der Alltag, regelmäßig unterbrochen: eine Woche Herbstferien, zwei schulautonome Tage. Dazu drei Wochen Lockdown, eine Woche Homeschooling wegen des Coronafalles eines Lehrers. Ihre Eltern haben Urlaub genommen, sie bemühen sich. Sie sind aber weder Pädagogen noch haben sie das Handwerkszeug: Wie erklärt man Zahlenhäuser? Wie die Schreibweise der Buchstaben? Neues werde im Lockdown nun nicht mehr erarbeitet, erfahren sie von der Lehrerin, die alles gibt, um die Situation zu meistern. Der Stoff sei zu elementar wichtig, er müsse im direkten Kontakt an der Schule erklärt werden. Mit dem Alphabet werde man im Schuljahr wohl nicht durchkommen.
Ein Lehrer, städtische Mittelschule, ist frustriert: Dringend würde er seine Schützlinge an der Schule brauchen. Die Elfjährigen kämen mit Videounterricht nicht gut zurecht, die
Eltern, oft selbst keine DeutschMuttersprachler, könnten den Heimunterricht kaum leisten. In die „Notbetreuung“seien beim letzten Lockdown nicht alle gekommen, die es nötig gehabt hätten. Zu groß sei die Angst der Eltern vor dem Virus.
Eine Mutter, drei Kinder von Volksschule bis Gymnasium, ist ausgebrannt. Sie versucht, ihren Kindern im Homeschooling beizustehen, daneben ihre Arbeit im Homeoffice zu erledigen. Sie fühlt schon lange, nichts davon gerecht zu werden. In die Betreuung schickt sie ihre Kinder an Tagen, wo es nötig ist, nur verschämt.
Gemeinsam ist diesen Menschen, dass sie alles ihnen Mögliche beitragen wollen, um Corona den Garaus zu machen, selbst das Kind trägt diszipliniert seine Maske. Doch das Vertrauen der beiden Erwachsenen in die politisch Verantwortlichen ist geschwunden.
Man kann es ihnen nicht verdenken. Der Bildungsminister verkündet den Schulstart mit Anwesenheit für alle am 18. Jänner, am selben Tag widerspricht ihm der türkise Parteikollege und Klubobmann. Der Gesundheitsminister legt sich nicht fest, der Kanzler schweigt. Ist ihnen die Situation entglitten? Oder ist es nur das übliche politische Hackelschmeißen? Das eine wie das andere wäre in dieser Krise ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die sich abstrampeln, um den Jüngsten in unserer Gesellschaft zu ihrem Recht auf Bildung zu verhelfen.
Was sie sich wünschen? Einen Kraftakt der politischen Führung. Die alles dafür tut, um die Schulen schnellstmöglich öffnen zu können. Die Ideen liegen auf dem Tisch: gestaffelter Schulbeginn etwa. Platzbeschränkung und stärkere Taktung der Öffis. Regelmäßige Tests für Lehrer und Schüler.
Ein dringender Appell: machen, nicht reden, jetzt. Im Sinne der Kinder und deren Zukunftschancen. Sie werden später die Schulden der Krise zu schultern haben. Auch dafür müssen wir ihnen das Rüstzeug geben.