Der große Traum vom Unerreichten
Der Kreischberg ist ab heute Schauplatz der Freestyler mit Anna Gasser und Co. Die Kärntnerin hat vor ihrem Karriereende aber noch einiges vor.
Es ist alles da, was Rang und Namen hat. Es wird ein Sprung ins kalte Wasser. Es kribbelt. Anna Gasser
Zarte 54 Kilogramm bringt Big-Air-Olympiasiegerin Anna Gasser auf die Waage. Im Gegensatz zu ihren Rivalinnen zählt sie zur Kategorie Leichtgewicht, oder wie es ihr Freund Clemens Millauer nennt: „Sie hat eine Modelfigur.“Die Kärntnerin kennt allerdings diese Problematik, kompensiert jedoch ihr vermeintliches Defizit nahezu perfekt. „Wenn es um den Speed geht, ist es ein echter Nachteil für mich. Es ist dennoch nicht nötig, Gewicht hinaufzutrainieren, weil es ja so gut funktioniert. Und auf der anderen Seite falle ich nicht so hart“, sagt die Millstätterin, die verrät, dass auch privat der Sport eine wesentliche Rolle einnimmt.
„Wir unterhalten uns viel über Snowboard, gerade vor Bewerben wie am Kreischberg. Da wird analysiert und wir versuchen, uns gegenseitig zu helfen. Ja, und manchmal gibt es Uneinigkeiten“, sagt die SnowboardQueen mit einem Schmunzeln und offenbart, dass ihr Freund besser drauf ist als sie.
Wenn es um Einschätzungen geht, sind beide eher verschieden. „Vor der Quali habe ich Clemens gefragt, ob er denkt, dass die Sprünge reichen könnten. Er ist da unabhängiger und will lieber die Bestätigung.“„Das letzte Wort hat meistens die Frau. Sie setzt sich gern mal durch“, ergänzt der Wahlkärntner, der sich bei seiner Liebsten in Millstatt pudelwohl fühlt. „Er hat sein eigenes Zimmer, weil er Abstand braucht, dass alles funktioniert. Er filmt und fotografiert für sein Leben gern.“Während er zu Hause für den Geschirrspüler zuständig ist, „ist Anna für die Deko und die Schokoladenvorräte verantwortlich. Es hat jeder seine Verpflichtungen. Kochtechnisch verköstigt uns oft ihre Mama“, erzählt der 26-Jährige.
Gestärkt beginnt heute also der Ernst des Lebens, denn bis Samstag ist der Kreischberg Weltcup-Schauplatz für Big Air sowie Freeski. Ob die 29-Jährige bereits in der Steiermark ihre besten Tricks auspacken wird? „Wer weiß“, sagt sie. Da es ihr erster Weltcupbewerb seit Dezember 2019 ist, „kribbelt es schon richtig“.
Eine amüsante Anekdote ließ sich Millauer entlocken, als der Kicker am Kreischberg thematisiert wurde. „Wir haben uns einen Kicker aufgebaut und durften fünf Tage darauf trainieren. Ich war regelrecht verliebt in ihn, es lief wirklich top. Wir dachten nur, bitte ändert ihn nicht zu viel. Am nächsten Tag sehen wir über die Webcam, dass man komplett etwas anderes daraus gemacht hat. Ja, Mist, doch als wir ihn selbst probiert haben, waren wir echt positiv überrascht und er taugt mir fast mehr als unserer davor.“
Da die Saison heuer generell überschaubar ist, werden Prioritäten gesetzt: „Ziel ist die
Olympia-Quali. Manchmal ist es wichtiger, ein stabiles Ergebnis zu haben, als ganz vorne zu sein, dass man die Punkte hat und der Kopf frei ist.“Ein Top30-Platz in der Weltrangliste sollte für beide kein Problem sein. Dass die Augen vermehrt auf die Überfliegerin gerichtet sind, kommt ihrem Freund gelegen: „Wenn es mich schmeißt, dann schmeißt es mich, wenn das Anna passiert, schaut das anders aus. Druck verspüre ich weniger, aber ich will nach Peking, deshalb muss ich mir selbst Druck machen.“
Neuigkeiten gibt es rund um die WM, die Anfang März in Calgary stattfinden könnte. Mehr in den Fokus rückte aber Gassers Aussage, dass nach Olympia in Peking 2022 Schluss ist. „Ich bin nicht mehr die Jüngste. Ich will mich danach mehr Filmprojekten und dem Freeriden widmen und die FIS/Olympia-Karriere beenden. Unerreichte Tricks sind noch ein großer Traum.“