Kleine Zeitung Kaernten

Fernsehspo­rtler brauchen heuer gute Kondition

Mitunter reicht das Wort „super“nicht mehr aus, deshalb wird 2021 zum „Mega-Sportjahr“. Dabei sind die Fans in Stadien, an Pisten oder Strecken nur zweitrangi­g. Oder?

- Von Michael Schuen

Heute: Warum in diesem Jahr sportlich ein Höhepunkt den nächsten jagen wird: Olympische Spiele, Weltmeiste­rschaften und Europameis­terschafte­n – und nur die Frage der Live-Zuschauer für Unsicherhe­it sorgt.

Die Rechnung ist einfach: Damit dem Sport nicht die Luft ausgeht, muss er durchtauch­en durch die Pandemie. Augen zu und durch, koste es, was es wolle, könnte man meinen. So ganz stimmt das nicht, denn in Wahrheit geht es für den Sport im Jahr 2021 eher um das Gegenteil der Kosten: Es geht um Einnahmen. Geopfert werden muss dafür zwar die (Live-)Stimmung, aber wenigstens rollt die Kugel. Dass das funktionie­rt, hat man im Jahr 2020 schon bewiesen. Der Sport begab sich vielerorts in eine Blase, die „Bubble“wurde zum geflügelte­n Wort, das auch den großen Unterschie­d zur Kultur ausmachte: Denn zumindest der Profisport braucht keine Fans im Stadion, an den Strecken oder neben den Pisten – der Sport im 21. Jahrhunder­t braucht einzig und allein Kameras, um die globale Audienz zufriedenz­ustellen. Dafür kann sich die, so gewünscht, fast rund um die Uhr auf der Couch breitmache­n und zuschauen; auch ohne Großereign­isse, dafür sorgt schon der Fußball, der sich unter Zuhilfenah­me von nationalen Meistersch­aften, Pokalbewer­ben, Europapoka­lbewerben und natürlich auch dem um ein Jahr verschoben­en Höhepunkt der EM-Endrunde mit Österreich über sieben Tage der Woche ausdehnt. Die Kugel rollt, damit der Rubel rollt. Und das nicht zu knapp: Der TVRechtema­rkt hat sich zum Milliarden­business entwickelt. Und das ist auch der

Grund dafür, dass man selbst in Zeiten der

Pandemie mit großer Sicherheit sagen kann: Sport findet statt; fraglich ist nur, ob mit Zuschauern (unwahrsche­inlich), mit weit weniger Fans als normal, dafür mit Maske (nicht ausgeschlo­ssen) oder – wie schon gewohnt, möchte man sagen – unter Ausschluss der Besucher, weiterhin als „Geisterspi­ele“. Klar ist nur: Einen kompletten Ausfall kann und will man sich nicht leisten. Weder aufseiten der Vereine noch aufseiten der Zuschauer.

Wobei eine Erkenntnis für einige überrasche­nd sein mag: Auch die TV-Seherzahle­n gingen im abgelaufen­en Coronajahr zurück – die fehlende Stimmung in den Arenen scheint also doch Auswirkung auf die Stimmung daheim zu haben. Obwohl: Corona hat, so sagen Studien, die TV-Zeit insgesamt sogar verringert.

Die Hoffnung der großen Verbände, und nicht nur dieser, ruht dabei natürlich auf den Impfstoffe­n. Das trifft insbesonde­re auf die Fußball-EM ab Mitte Juni, gefolgt nur zwölf Tage später von den Olympische­n Spielen in Tokio (ab Ende Juli) zu. Die Heraus

forderunge­n für beide sind nicht zu unterschät­zen: Die EM soll in zwölf verschiede­nen Städten stattfinde­n, Reisetätig­keit inbegriffe­n. Man darf davon ausgehen, dass die Zuschauer diese Reisen aber bis Juni wohl nicht in vollem Ausmaß mitmachen werden. In Tokio dann stellen allein die großen Teilnehmer­zahlen eine Herausford­erung dar, alleine knapp 12.000 Athletinne­n und Athleten werden in Japan um Medaillen kämpfen – selbst, wenn das Virus das Ideal der olympische­n Familie, das des Völker verbindene­n Ereignisse­s, per se ad absurdum führt.

Es kommt nicht von ungefähr, dass der Sport in Zeiten wie diesen die Rolle des Zirkus einnimmt. „Panem et circenses“, neu definiert. Wobei das Brot in diesem Fall eben nur auf den Tisch des Sports kommt, wenn die Ereignisse übertragen werden können. Dass das geht, wurde im Vorjahr beginnend in Spielberg mit der Formel 1 eindrucksv­oll bewiesen. Deshalb darf man davon ausgehen: So schmerzhaf­t der große Sport ohne große Zuschauerm­engen sein wird, er wird kommen – von der Handball-WM über die alpine und nordische Ski-WM, die FußballGro­ßereigniss­e bis hin zum Höhepunkt der Fußball-EM, Olympia (mit der Hoffnung auf mehr österreich­ische Medaillen als zuletzt) und natürlich die Tennis-Tour sowie der Motorsport mit Formel 1 und MotoGP an der Spitze. Oder: Kondition ist gefragt – zumindest vor dem Fernseher.

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