Nach einer Stunde war der Spuk vorbei
Europa schrammte am Freitag an einem Blackout vorbei. Was im Fall eines totalen Stromausfalls passieren würde.
Freitag, 8. Jänner, 14.05 Uhr. Binnen Sekunden fiel die Frequenz im europäischen Stromnetz von 50 Hz steil auf 49,75 Hz ab. Der Ernstfall, ein verheerender Blackout europäischer Stromnetze, schien plötzlich möglich. „Es war ernst“, sagt Michael Marketz, Geschäftsführer der Kärnten Netz GmbH (KNG). „Der Einbruch erfolgte extrem rasch.“Sofort ergriffene Gegenmaßnahmen, etwa das Entkoppeln großer Stromverbraucher in Frankreich und Italien, konnten den Frequenzabfall stoppen. Zugleich schalteten sich Kraftwerke zur Netzstützung zu.
Solche Ereignisse, die zum totalen Stromausfall („Blackout“) in Europa führen können, seien nicht mehr auszuschließen.
Wäre es nicht gelungen, die Störung in den Griff zu bekommen, wäre es für längere Zeit finster geworden. Auch in Kärnten hätten dann alle Kraftwerke abgeschaltet. Die Wiederaufnahme des Netzes würde bei uns in der Kraftwerksgruppe Fragant starten, eine Anlage, die selbstständig wieder hochfahren kann.
Von West nach Ost würden dann Kraftwerke der Kelag und der Verbund Hydro Power (VHP), die mit der SpeicherKraftwerksgruppe Malta beginnen würde, wieder hochstarten. „Wir fahren Kärnten als Strominsel wieder hoch“, erklärt Marketz, „ein sehr komplexer Vorgang.“Der Netzbetrieb könnte autonom wiederhergestellt werden. Marketz: „Wir gehen davon aus, dass man ganz Kärnten innerhalb eines Tages wieder hochfahren kann.“In der KNG übe man das Szenario des Netzaufbaus laufend an Simulatoren in sogenannten „Inselbetriebsversuchen“sowie alle drei Jahre in Großübungen.
Der extreme Abfall in der Stromversorgung traf auch die Wiener Serverfarm des Kärntner Online-Spezialisten Anexia, schildert Geschäftsführer Alexander Windbichler: Die Frequenz fiel so stark ab, dass sich zur USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) Dieselaggregate dazuschalten mussten; die Anlage wurde vom Netz getrennt. Die Schutzmaßnahmen haben gegriffen. Windbichler: „Man konnte sehen, an welchen Leistungsgrenzen die Stromnetze bereits sind. Das ist besorgniserregend.“Am Freitag ging alles gut – „nach einer Stunde war der Spuk vorbei“, sagt Marketz erleichtert.