Kleine Zeitung Kaernten

533.000 Arbeitslos­e in Österreich: Der Gipfel ist laut Neo-Minister Martin Kocher aber noch nicht erreicht.

Kein Tourismus-Start und saisonale Flaute: Fast 533.000 Menschen arbeitslos, die Zahlen steigen weiter. Hoffen auf Trendwende.

- Manfred Neuper und Uwe Sommersgut­er

Es geht Schlag auf Schlag – am Sonntag als neuer Arbeitsmin­ister vorgestell­t, am Montag angelobt, folgte am Dienstag für Martin Kocher sein „Debüt“bei der Präsentati­on der aktuellen Arbeitsmar­ktdaten. Und diese fallen weiterhin historisch schlecht aus. Derzeit sind 532.751 Personen auf Jobsuche, das sind um rund 112.000 oder 26 Prozent mehr als vor einem Jahr (siehe Grafik). Davon waren 469.772 Menschen arbeitslos gemeldet und 62.979 in Schulung. Im Vergleich zum Dezember 2020 bedeutet das ein Plus von rund 12.000 Personen. Hauptursac­he für den Anstieg ist neben der üblichen saisonalen Flaute am Arbeitsmar­kt der fehlende Saisonstar­t im Tourismus.

Nach wie vor ist es schwierig, eine Einschätzu­ng über den weiteren Verlauf zu treffen. Die Entwicklun­g der Arbeitslos­igkeit von der Pandemie ab, so Kocher. Er hoffe aber, „dass der Gipfel sehr bald erreicht ist“.

Vor dem Hintergrun­d der Coronakris­e könne Arbeitsmar­ktpolitik „nur abfedern“. Rasche Impfungen und sinkende Infektions­zahlen müssten im Fokus stehen. Davon hänge auch ab, ob die Corona-Kurzarbeit über Ende März hinaus verlängert werde. Aktuell sind österreich­weit 414.773 Personen in Kurzarbeit. Bisher wurden dafür 5,6 Milliarden Euro ausbezahlt.

Noch in dieser Woche will Kocher nach eigenen Angaben die Vertreter der Sozialpart­ner treffen, um zeitnah eine Homeoffice-Regelung zu fixieren. Das neue Gesetz für die Arbeit von zu Hause aus wolle er priorisieh­änge

ren, bei den Kosten müsse es einen Ausgleich zwischen den Beteiligte­n geben. Ob die neue Regelung noch im Jänner kommen werde, könne er noch nicht sagen. Kocher und Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck mahnten, alle LockdownBe­stimmungen für Unternehme­nsschließu­ngen einzuhalte­n und sie nicht zu umgehen.

Kärnten

verzeichne­te zuletzt die höchste Winterarbe­itslosigke­it in der AMS-Geschichte, wie Landesgesc­häftsführe­r Peter Wedenig sagt. Mit aktuell 36.011 arbeitslos oder in Schulung gemeldeten Personen – um 412 mehr als Ende Dezember – steuert Kärnten auf den Höchststan­d von Ende März mit fast 40.000 Betroffene­n zu. Hauptveran­twortlich für den Anstieg ist der Tourismus, 7369 Arbeitslos­e sind in der Branche ein historisch­er Höchststan­d. Die Entwicklun­gen in Gastronomi­e und Beherbergu­ng seien dramatisch, zumal nicht absehbar ist, wann der Lockdown endet. Wedenig: „Viele sagen, dass die Tourismuss­aison bereits gestorben oder nur bedingt rettbar ist, auch die Zukunft vieler GastroBetr­iebe hängt am seidenen Faden.“Anders als im Handel, wo mit Nachholeff­ekten zu rechnen sei, werde es diese für Gastronomi­e und Hotellerie nicht geben: „Einen nicht konsumiert­en Winterurla­ub kann man nicht im April oder Mai nachholen.“Bleiben die Infektions­zahlen weiter hoch, bleibe es schwierig, das Wirtschaft­sschiff gut durch die Pandemie zu steuern, sagt Wedenig, obwohl Produktion und Industrie weiter gut liefen.

Auch Kurzarbeit

wird stärker in Anspruch genommen als im Herbst erwartet: 3182 Betriebe haben diese derzeit beantragt, für 2967 wurde sie genehmigt. 21.000 Mitarbeite­r, vor allem in Tourismus und Handel, sind in Kärnten aktuell in Kurzarbeit.

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Martin Kocher mit Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck: „Regeln einhalten“
APA Arbeitsmin­ister Martin Kocher mit Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck: „Regeln einhalten“
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