Mutation bei Skilehrern und Heimbewohnern
In Tirol, Wien und vermutlich Salzburg gibt es bereits Infektionen. Wegen hoher Ansteckungsgefahr will Merkel längeren Lockdown.
Das Coronavirus Sars-CoV2 ist bekanntlich mutiert – und jetzt zwar nicht gefährlicher, aber noch ansteckender als die Originalvariante. Die Reaktionen, die die Mutation auslöst, sind besorgt bis panisch: Die deutsche Kanzlerin Merkel überlegt, wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr den Lockdown bis nach Ostern auszudehnen, berichtet die „Bild“unter Berufung auf interne Kreise. Auch in Großbritannien gehen die Wogen hoch.
Und das mutierte Virus macht an den Grenzen natürlich nicht halt: War es zuerst bei vier aus Großbritannien Einreisenden am Wiener Flughafen festgestellt worden, so häufen sich mittlerweile die Verdachtsfälle: 17 sind es im Tiroler Jochberg, gab die Tiroler Landesregut
gierung gestern bekannt. Dort, wie auch in Salzburg, hatten Ausbildungskurse für britische Skilehrer stattgefunden.
„Die ersten leichten Symptome in diesem Zusammenhang waren beim Großteil der betroffenen Personen am 3. Jänner zu verzeichnen“, berichtete Elmar Rizzoli, Leiter des Einsatzstabes Corona beim Land Tirol, gestern. Bisher sind die Betroffenen allesamt Briten, die „keinen Kontakt zu Schülern hatten“. Sie sollen noch vor dem Einreiseverbot, die letzten am 18. Dezember, nach Tirol gekommen seien, „auf dem Luftund Landweg“, so Rizzoli.
Die Jochberger Bevölkerung wird jetzt aufgerufen, sich dringend testen zu lassen. Denn eine durch die Ages durchgeführte Erstuntersuchung bestätigte bei allen 17 Fällen den Verdacht auf den britischen Virusstamm. Mit dem endgültigen Ergebnis ist aber erst im Laufe der Woche zu rechnen.
Die Ages soll derzeit auch weitere Verdachtsfälle unter Skilehrern in Salzburg überprüfen – und wohl einen Cluster in einem Wiener Pflegeheim.
In dem Senioren- und Pflegewohnheim sei es nach den Feiertagen zu einer auffälligen Häufung von Coronavirus-Infektionen gekommen, so ein Sprecher des Trägers gestern. Mittlerweile sind 42 der 101 Heimbewohner erkrankt, die meisten würden jedoch nur leichte Symptome zeigen. „Mittels eines speziellen PCR-Verfahrens konnte die Ages nun eine mutierte Variante identifizieren“, hieß es gestern in einer Stellungnahme. Ob alle Infizierten die Virusmutation aufweisen, muss erst geklärt werden.
Die Angst vor der Corona-Mutation lässt seit Mittwoch die Diskussion um eine Verlängerung des Lockdowns in mehreren europäischen Ländern hochkochen. Während Merkel von „acht bis zehn sehr harten Wochen für Deutschland“sprach und sich auf Irland berief – dort haben sich die Infektionszahlen durch die Mutation verzehnfacht –, will auch Großbritannien zu strengeren Corona-Maßnahmen greifen. Eine Radtour von Boris Johnson, die er trotz Ausgangsbeschränkungen unternahm und die mit Foto in der Öffentlichkeit landete, lässt die Briten jedoch wieder einmal an seiner Ernsthaftigkeit zweifeln.