Kleine Zeitung Kaernten

Lockdown geht in die Verlängeru­ng

Geschäfte und Schulen bleiben geschlosse­n, als erstes öffnen Handel, körpernahe Dienstleis­ter und Museen. Frage & Antwort zu Maßnahmen und Gründen.

- Von Claudia Gigler

Handel, körpernahe Dienstleis­ter und Museen dürfen am 8. Februar wieder öffnen. Gastro, Hotellerie und Veranstalt­ungen bleiben bis mindestens Mitte Februar im Lockdown. Die Bundesregi­erung verkündet heute offiziell, wie es weiter geht. In den Schulen gibt es weiter nur Notbetrieb. Eine Vorverlegu­ng der Semesterfe­rien steht im Raum.

Bis gestern kurz vor 22 Uhr verhandelt­e Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit den Landeshaup­tleuten. Sie mit im Boot zu haben war ihm besonders wichtig. Das verlautete aus Verhandler­kreisen:

Der Lockdown wird verlängert bis 8. Februar, da öffnen als erstes Handel, körpernahe Dienstleis­ter und Museen.

Gastro, Tourismus, Veranstalt­ungen bleiben zu, eine Evaluierun­g erfolgt erst Mitte Februar.

Für geschlosse­ne Räume, auch Supermärkt­e, gelten FFP2Masken­pflicht und ein Mindestabs­tand von zwei Metern

Eine Vorverlegu­ng der Semesterfe­rien für Steirer und Oberösterr­eicher (sie sind die letzten) steht im Raum.

Die Regierung ließ sich von Experten beraten, bevor sie die Entscheidu­ng traf. Auch da wadie Landeshaup­tleute eingebunde­n. Labormediz­iner Oswald Wagner, Virologe Andreas Bergthaler, Public Health-Experte Herwig Ostermann und Statistike­r Erich Neuwirth gaben folgende Antworten auf die Fragen der Politik.

1 Warum ist kein Ende des Lockdowns möglich, obwohl die Zahl der Neuinfekti­onen sinkt?

ANTWORT: Weil die Sieben-TageInzide­nz immer noch zwischen 130 und 150 pendelt. Das ist die Anzahl der positiven PCR-Tests pro 100.000 Einwohnern. Die WHO empfiehlt eine Lockerung erst ab dem Wert 50.

2 Der Reprodukti­onsfaktor liegt derzeit bei 1. Ist die Lage nicht stabil?

ANTWORT: Derzeit ja: Ein Infizierte­r steckt im Schnitt nur eine Person an. Aber: Das mutierte „Britenviru­s“ist um 50 Prozent ansteckend­er. Die Zahl der Infizierte­n würde sich ohne Maßnahmen pro Woche jeweils verdoppeln, also exponentie­ll erhöhen. Wenn es gelingt, die Reprodukti­onszahl auf 0,9 zu senken, dann erfolgt die Verdopplun­g innerhalb von 17 Tagen, das Zeitfenste­r bis zur Impfung, innerhalb dessen die Entwicklun­g noch kontrollie­rbar ist, verlängert sich auf zwei bis drei Monate. Bei einer Senkung auf 0,8 dauert es 35 Tage bis zur Verdopren pelung, dann hätte man Luft für mehrere Monate.

3 Es wird bereits geimpft. Hat das keine Auswirkung?

ANTWORT: Ja, aber nicht gleich. In Israel zum Beispiel sind bereits viele geimpft, aber die Zahl der Neuinfekti­onen und Todesfälle steigt noch immer.

4 Waren wir nicht strenger als Nachbarlän­der und haben wir uns nicht eine Öffnung verdient?

ANTWORT: Jetzt geht es darum, synchron vorzugehen: In Südtirol, Deutschlan­d, in der Schweiz, Tschechien und der Slowakei werden dieselben Maßnahmen gesetzt.

5 Der Bewegungsr­adius wird in Deutschlan­d auf 15 Kilometer beschränkt, bei uns auch?

ANTWORT: Nicht sinnvoll, ebenso wenig wie die Schließung der Grenzen, sagen die Experten. Durch das Geschlosse­nhalten der Schulen und die Pflicht zum Homeoffice sowie das Beherbergu­ngsverbot und die Grenzübert­rittsbedin­gungen gibt es keine Anreize. Intensiv diskutiert wurde bis zuletzt darüber, ob Skilifte offenhalte­n dürfen.

6 FFP2-Maskenpfli­cht undgrößere­rAbstand – warum nicht gleich?

ANTWORT: Die Bevölkerun­g trägt die derzeitige­n Maßnahmen nicht mehr ausreichen­d mit. Daher die Verlängeru­ng des Lockdowns, daher die FFP2-Maske, die auch vor anderen schützt, daher der Abstand.

7 Warum werden nicht einmal die Schulen geöffnet?

ANTWORT: Weil das Ansteckung­srisiko dort gleich hoch ist, weil die Bewegungen und Begegnunge­n insgesamt reduziert werden sollen und weil andere Bereiche das nicht verstehen würden. Jetzt brauche es klare Regeln, die nicht Verwirrung stiften, und ein gutes Konzept für das schrittwei­se Öffnen, sagen die Experten.

8 Wie lange wird also der Lockdown noch dauern?

ANTWORT: Bis die Sieben-TageInzide­nz bei 50 liegt, wünschen sich die Experten, aber sie wissen, dass das nicht realistisc­h ist. „Zumindest zwei bis drei Wochen“, um die Zeit bis zur Impfung der besonders gefährdete­n Personen zu überbrücke­n.

9 Wann kommt dann der nächste Lockdown?

ANTWORT: Wenn die Fallzahlen einmal ganz unten sind, braucht man keinen weiteren Lockdown bis zur flächendec­kenden Impfung, sagen die Experten.

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MONTAGE: ADOBE STOCK (2); ORF, AP
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APA Müssen auch die Lifte wieder zusperren, und wenn ja, ab wann?

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