Kleine Zeitung Kaernten

Der Kanzler sucht Verbündete

Zuletzt lief im Krisenmana­gement vieles schief. Bewährungs­probe steht erst bevor.

- Von Michael Jungwirth

Neos-Chefin Beate MeinlReisi­nger ist auf den Kanzler nicht gut zu sprechen. Im März hatten die Neos – wie auch SPÖ und FPÖ – dem harten Lockdown zugestimmt. Diese Einmütigke­it zerbröselt­e spätestens im Sommer. Seit Mitte November herrschte Funkstille zwischen Sebastian

Kurz und der Neos-Chefin. Was Meinl-Reisinger im Herbst so auf die Palme gebracht hat? „Das waren keine Dialog-, sondern reine Informatio­nsrunden“, verweist die Neos-Chefin an diverse VideoKonfe­renzen. „Einmal verließ Kurz die Sitzung nach wenigen Minuten und ließ uns mit Kogler und Anschober zurück, um sich auf die Pressekonf­erenz vorzuberei­ten.“Gestern durchbrach MeinlReisi­nger die Funkstille und rief den Kanzler einfach an. Zur SPÖ hat sich das Verhältnis etwas entkrampft – wohl auch, weil Türkis-Grün die SPÖ für die Mehrheit beim Reintesten im Bundesrat benötigte. Kürzlich traf Kurz SPÖ-Chefin

Pamela Rendi-Wagner zum

BVieraugen­gespräch. ei den Landeshaup­tleuten gab es zuletzt eine wundersame Wendung. In den letzten Monaten wurden die Landeschef­s oft erst fünf Minuten vor zwölf von der Regierungs­spitze über Lockdowns oder Lockerunge­n informiert. Freitagabe­nd konferiert­e man vier Stunden im Palais Niederöste­rreich – von Angesicht zu Angesicht. Was die Regierung zu dem bemerkensw­erten Schwenk bewogen hat? Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser dazu: „Das ist der Dramatik der Lage geschuldet.“

Der Regierung sitzen nicht nur die Mutationen, sondern auch die Bevölkerun­g, die immer weniger bereit ist, die Maßnahmen mitzutrage­n, im Nacken. Die Politik steckt im Dilemma: Die Neuinfekti­onen sind derzeit weit von den Rekordzahl­en im November (9000 Fälle) entfernt, in den Intensivst­ationen hat sich die Lage entspannt. Alle Zeichen stünden auf ein Ende des Lockdowns, doch die Mutation macht alle Pläne zunichte. Die Regierung hatte gehofft, durch die Wiederöffn­ung von Schulen, Geschäften, Friseuren Dampf abzulassen.

Im Frühjahr hatte die Regierung souverän die Krise gemeistert, ein Vergleich mit anderen EU-Staaten zeigt dies auch. Seit Herbst ist vieles schiefgela­ufen. Das Versagen in Alten- und Pflegeheim­en, der dramatisch­e Anstieg der Todeszahle­n, der Zickzackku­rs beim Lockdown und den Schulen, das Chaos bei den Tests und den Impfungen hat das Vertrauen in das Krisenmana­gement der Regierung nachhaltig erschütter­t.

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Traf Kanzler: Rendi-Wagner
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Funkstille: Meinl-Reisinger

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