Märchenprinz auf der Märchenwiese
Manuel Feller gewann just in Flachau, auf dem Hang, den er als „Märchenwiese“bezeichnete, sein erstes Weltcuprennen.
Der Märchenprinz, der wird ihm jetzt eine Zeit lang bleiben. Aber ich denke, da hat er nichts dagegen“, sagte Marco Schwarz und sah dabei in Richtung Manuel Feller. Dessen Augen strahlten, das Strahlen um die Lippen blieb über die meiste Zeit unter der obligaten Maske versteckt.
Dabei war dieser Tag für Feller tatsächlich wie im Märchen. Der Druck, den er sich auferlegte, als er die Strecke in Flachau als „Märchenwiese“bezeichnete; natürlich im Vergleich mit den speziellen Hängen in Wengen und Kitzbühel. Doch diesmal gab es keine Achterbahn, kein Tief, wie so oft in seinem Leben. Diesmal fuhr Feller einen kontrollierten ersten Lauf („Und ich war überrascht, dass ich so weit vorne war damit“) und einen großartigen zweiten Lauf. „Dabei war ich da nicht einmal am Limit. Aber wenn es funktioniert, dann ist es keine Würgerei, dann läuft es einfach.“
Als Feller im Ziel abschwang, wurde der „Märchenprinz“der EAV gespielt, Reminiszenz an den Sager mit der Märchenwiese. Und Feller lächelte, hoffte, zitterte – bis sein erster Sieg feststand. „Und der Moment, der war wie eine Erlösung, wie ein riesiger Stein, der vom Herzen fällt“, sagte er. Es war Gänsehaut, als die Hymne folgte, erzählt er, auch wenn er – aus Gewohnheit? – immer zur Trophäe des Zweitplatzierten griff.
So nervös wie heute war ich noch nie. Ich hab’ schon die Schlagzeilen gesehen, wenn ich beim zweiten
Tor einfädle.
Manuel Feller
Neben dem Zielraum warteten die Trainer, Slalom-Coach Marko Pfeifer mit leicht feuchten Augen. „Es ist emotional. Die Bindung zu Manu, die ist eng, schon wegen der vielen Schmerzen, die er hatte. Die vielen Tiefs, der Rücken, die Vorgeschichte. Es war an der Zeit, dass er gewinnt, er war so oft knapp dran. Und er hat es sich verdient“, erklärte der Kärntner, der damit innerhalb von nur sechs Tagen den zweiten Premierensieg in seiner Gruppe bejubeln durfte, denn in Adelboden hatte Marco Schwarz erstmals in einem Slalom triumphiert.
Man soll sich und seiner Linie treu
bleiben, dann kommt das, was man sich als Ziel gesetzt hat, von
allein daher.
Manuel Feller
Dieser Schwarz fuhr auch diesmal aufs Podest, wurde Dritter – und freute sich mit seinem Teamkollegen. Selbst wenn der ihm damit das Rote Trikot im Disziplinenweltcup (um einen Punkt) vorerst wieder abnahm. „Ich freu’ mich für ihn. Wir matchen uns im Training und auch im Rennen, wir pushen uns. Aber es sind ja noch einige Rennen, der Weg ist noch lang, dass es auch zu Saisonende so aussieht.“
Heute wartet der zweite Slalom in Flachau. Was Feller dazu sagt? „Noch einen Sieg kann man nicht erwarten.“Aber ausgeschlossen ist er auch nicht.