Voller Hoffnung
Eine Bachstelze. Eindeutig war das eine Bachstelze. Als Kind sah ich öfter welche, dann nicht mehr.
Aber letztens, beim Spazierengehen am Wasser, saß nun diese Bachstelze auf einem Stein, tat, wie für ihre Art typisch, enorm beschäftigt und ansonsten so, als hätte sie all die Jahre nichts anderes gemacht.
Ja he, sagte ich zu ihr, ich dachte, du bist ausgestorben?
Die Bachstelze sagte nichts. Die Dame, die genau in dem Moment an mir vorbeiging, in dem ich mich gerade mit offensichtlich niemandem laut über das Aussterben unterhielt, sagte auch nichts, aber sie machte, dass sie weiterkam.
Ich verstehe die Dame, ich schreck mich auch immer, wenn mir wer entgegenkommt und die liebe Luft vor sich vollschreit. Seit den Leuten keine Kabel mehr aus den Ohren hängen, weil sie sich zum Telefonieren diese schicken Funkknöpfchen in die Lauscher stecken, ist die Anzahl der augenscheinlich, aber dann doch nicht Gestörten ja auch noch einmal dramatisch angestiegen. Aber zurück zu den wesentlichen Dingen. Ich habe eine Bachstelze gesehen. Unlängst hat sich jemand, der mir fälschlich einen Fehler unterstellt hatte, per E-Mail in aller Form bei mir entschuldigt.
Vielleicht gerät 2021 ja zum Jahr der unverhofften Wiederkehr ausgestorben gewähnten Segens: Vögelchen, Höflichkeit, eine humane Flüchtlingspolitik. Das Jahr ist jung und noch voller Hoffnung.