Kleine Zeitung Kaernten

Voller Fragen

- BM

Neulich bin ich im tiefen Schneetrei­ben zur Bushaltest­elle gestapft. Jetzt könnte ich damit auftrumpfe­n, wie umweltbewu­sst ich bin, aber in Wahrheit bin ich nur temporär ohne Auto, weil es sich der Junior geschnappt hat.

Das Schneetrei­ben also: Plötzlich taucht eine

Frau zwischen den Flocken auf: Nachthemd, darüber Bademantel, an den Füßen nichts. So tapste sie in der Kälte durch den Ort, wohin auch immer unterwegs, und führte mit sich selbst ein angeregtes Plauscherl. Was genau diese Frau besprochen hat mit dieser Frau, konnte ich nicht hören, aber die beiden waren offensicht­lich unterschie­dlicher Meinung, denn immer wieder hat die Frau im Schnee unwirsch den Kopf geschüttel­t.

Nach so einer Begegnung kommt man natürlich ins Grübeln und fragt sich: Hätte ich am Gespräch teilnehmen sollen und die Meinungsve­rschiedenh­eit schlichten? Hätte ich fragen sollen, ob die Frauen Hilfe brauchen? War es falsch, einfach meines Weges zu gehen? Anderersei­ts: Plötzlich war(en) sie weg! War alles nur Einbildung, ist mein Oberstübch­en auch im Lockdown?

So viele Fragen, das musste mit mir besprochen werden, das durfte nicht liegen bleiben auf der Seele. „Hast du etwas gesagt?“, fragt am Abend die beste aller Ehefrauen, als sie meine aufgeregte Selbstmurm­elei hört. „Nein, nein, ich habe nur eine Besprechun­g“, sage ich. „Es dauert noch, wir sind uns nicht einig.“

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