Die Ältesten zuerst.
Johanna Sagmeister ist eine von 1800. – Lokalaugenschein bei der Covid-19-Impfaktion.
Sie ist 91 Jahre alt und freut sich aufs Fitness-Studio, in dem sie alle 14 Tage mit Gummibändern und an Geräten trainiert. Edith Schratzer aus Klagenfurt war gestern unter den ersten über 80-Jährigen, die in acht Bezirksstellen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) gegen Covid-19 geimpft wurden. Wobei die Impfwilligen in der Bezirksstelle Klagenfurt großteils um die 90 Jahre alt waren. Sie kommen in Phase 1 als Erstes dran.
Ihr Motiv ist hauptsächlich das, was die rüstige Edith Schratzer, die sich allein versorgen kann und den zweiten Stock ohne Lift bezwingt, so ausdrückt: „Ich will noch weiterleben.“Ebenso wie ihre Bekannte Waltraud Plasil (91), die den dritten Stock ohne Hilfe erreicht. Viele der betagten Seniorinnen und Senioren, die zeitlich gestaffelt zu den vorgegebenen Terminen erschienen und ohne lange Wartezeit drankamen, sind selbstständig und gut gelaunt.
So wie Maximilian Meran (90) aus Klagenfurt, für den die Impfung eine Möglichkeit ist, „weniger eingesperrt zu leben“und wieder an kulturellen Ereignissen teilnehmen zu können. Er möchte auch gern wieder einmal essen gehen. „Ich muss darauf noch länger warten, weil ich jünger bin und erst später geimpft werde“, bedauert seine Gattin.
Für manche Ehepaare, die gemeinsam zum Impftermin erschienen, weil sie Begleitung brauchen, scheint die Phaseneinteilung nach Alter ein Problem zu sein. Doch das sei von Bund und Land so vorgegeben, sagt ÖGK-Landesstellen-Ausschussvorsitzender Georg Steiner. Darauf habe die ÖGK keinen Einfluss, daher solle man auch nicht dort anrufen. „Es wird vom höchsten Alter heruntergeimpft. Alle, die sich angemeldet haben, werden verständigt. Bitte erst dann und nicht schon vorher ohne Termin vorbeikommen“, appelliert Steiner an die Bevölkerung. Einige, die gestern ohne Terminvorgabe vorbeischauten, mussten ungeimpft wieder weggeschickt werden.
Geimpft werden an diesem
Wochenende insgesamt 1800 Personen in acht Bezirksstellen der ÖGK, die binnen fünf Tagen die Organisation bewerkstelligte. „Die größte Herausforderung war die Termin-Einteilung“, meint Steiner. Elf Teams, davon zehn mit Allgemeinmedizinern in Kooperation mit der Ärztekammer, und ein ÖGKÄrzteteam sind gemeinsam mit
Sanitätern, die den Impfstoff aufziehen, im Einsatz.
Phase 1 sei bereits ausgebucht, die Anmeldung geschlossen, verlautete der Landespressedienst. Wer dieses Wochenende nicht drankomme, werde in den kommenden Wochen kontaktiert. Bettlägerige kommen erst in Phase 2 dran, weil der derzeit verwendete
Impfstoff von Biontech/Pfizer nach der Auflösung nicht transportgeeignet ist.
Die Geimpften schienen bei unserem Lokalaugenschein mit Service und Ablauf vollauf zufrieden zu sein. Etwa Johanna Sagmeister aus Moosburg (90), die endlich wieder ihrer Großfamilie nahe sein möchte. Immerhin hat sie zehn Enkel, zwölf Urenkel und ein Ururenkelkind. Auch Viktoria Moswitzer aus Ludmannsdorf (91) leidet ebenso wie ihre Tochter unter den eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten und wählte die Impfung, „um der Pandemie Herr zu werden“.
Auf Museumsbesuche, Theaterund Konzertaufführungen sowie „kleine Reisen“mit ihrer Tochter freut sich Berta Ronacher, während Herta Weinlich (99) aus Ferlach durch die Impfung geschützt sein möchte, um weiterhin so rüstig zwei Stunden am Tag auf ihrem Heimtrainer strampeln zu können.