Kleine Zeitung Kaernten

Impfung: Land prüft „Promi-Spenden“

Unregelmäß­igkeiten werden untersucht. Sachverhal­tsdarstell­ung an Staatsanwa­ltschaft. Impfportal im Aufbau.

- Von Thomas Martinz

Steinig ist der Weg zur Corona-Impfung – das müssen dieser Tage auch betagte Menschen, beeinträch­tigte Bürger und Hochrisiko­patienten zur Kenntnis nehmen. Viele jener 23.200 über 80Jährigen, die sich in Kärnten zur Impfung angemeldet haben und noch keine Dosis ergattert haben, sind in Sorge, dass sie den Termin versäumt haben oder ignoriert werden könnten.

Denn informiert wurden nur jene 1800 Senioren, die gereiht und schon geimpft wurden. Alle anderen bekamen nicht einmal die Nachricht, dass sie in Evidenz gehalten würden. „Zur besseren Informatio­n gehen jetzt Briefe hinaus, damit alle Personen wissen, dass sie registrier­t sind. Sie bekommen dann von der Gesundheit­skasse einen Impftermin zugeteilt“, sagt Gerd Kurath vom Landespres­sedienst. 1800 weitere Kärntner über 80 werden nächstes Wochenende geimpft, bis Ende März soll diese vulnerable Gruppe immunisier­t sein.

Um das Impfchaos einzudämme­n, ist ein elektronis­ches Impfportal in Aufbau. Wann es genutzt werden kann, ist unklar. Auf diesem Portal sollen sich impfwillig­e Kärntner anmelden können. Damit könnten die Impfschrit­te – Erstellung von Warteliste­n, Verständig­ung über Impftermin­e – transparen­t gemacht werden. ÖVP-Obmann Martin Gruber hatte das im Koordinati­onsgremium gefordert.

Das Land arbeitet indes die Impf-Prioritäte­nliste weiter ab. Heute wird in den Kabeg-Häusern geimpft, am Donnerstag sind die niedergela­ssenen Ärzte an der Reihe. Während in anderen Bundesländ­ern behinderte Menschen und Hochrisiko­patienten bereits geimpft wurden, stehen diese in Kärnten noch nicht auf der Prioritäte­nliste.

„Wir reihen Gesundheit­sberufe und ältere Personen vor“, argumentie­rt Kurath. Risikopati­enten würden berücksich­tigt, wenn der Impfstoff von Astrazenec­a (wahrschein­lich Ende Jänner) bewilligt werde. Auf das Argument, dass beispielsw­eise nach Organtrans­plantation­en die Astrazenec­a-Vakzine nicht angewandt werden dürfen, meint Kurath: „Das müssen Hausärzte beurteilen, die die Atteste erstellen.“Lieferverz­ögerungen bei Pfizer/Biontech bedeuten 1100 Dosen weniger für Kärnten. Weil man stets streng kalkuliert habe, ändere das nichts am Impfplan.

Geprüft werden beim Land Vorwürfe, wonach es zu Unregelmäß­igkeiten beim Impfen in Pflegeheim­en gekommen sei und sich Prominente Impfstoff gekauft haben könnten. Der Klagenfurt­er Neos-Chef Janos Juvan sagt, aus Arztkreise­n und aus der Bevölkerun­g sei ihm zugetragen worden, dass betuchte Menschen beim Impfen auf der Überholspu­r seien. „Das Impfchaos scheint dem Schwarzmar­kt Tür und Tor zu öffnen“, betont Juvan. Impfdosen, die „übrig bleiben“, würden dies fördern. Pro Ampulle können nicht nur die fünf vorgesehen­en Dosen verimpft werden, „sondern sechs, die vom Hersteller bewilligt sind, oder sieben, die nicht klar geregelt sind“, klärt Pekka Muttonen, Impfrefere­nt der Ärztekamme­r Kärnten auf.

Kurath verspricht: „Wir überprüfen, ob es einen Spendenflu­ss gegeben hat. Sollten wir Auffälligk­eiten sehen, schalten wir die Staatsanwa­ltschaft ein.“Eine Sachverhal­tsdarstell­ung des Landes wurde angekündig­t. „Organisati­onsmängel und mangelnde Transparen­z begünstige­n Impf-Schwindel“, kritisiert die FPÖ. Das Team Kärnten fordert die Einsetzung einer unabhängig­en Untersuchu­ngskommiss­ion.

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ADOBE STOCK Sollten die Corona-Impfdosen wie geplant eintreffen, so wird bis Sommerbegi­nn jeder impfwillig­e Kärntner immunisier­t sein, verspricht das Land Kärnten
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