Impfung: Land prüft „Promi-Spenden“
Unregelmäßigkeiten werden untersucht. Sachverhaltsdarstellung an Staatsanwaltschaft. Impfportal im Aufbau.
Steinig ist der Weg zur Corona-Impfung – das müssen dieser Tage auch betagte Menschen, beeinträchtigte Bürger und Hochrisikopatienten zur Kenntnis nehmen. Viele jener 23.200 über 80Jährigen, die sich in Kärnten zur Impfung angemeldet haben und noch keine Dosis ergattert haben, sind in Sorge, dass sie den Termin versäumt haben oder ignoriert werden könnten.
Denn informiert wurden nur jene 1800 Senioren, die gereiht und schon geimpft wurden. Alle anderen bekamen nicht einmal die Nachricht, dass sie in Evidenz gehalten würden. „Zur besseren Information gehen jetzt Briefe hinaus, damit alle Personen wissen, dass sie registriert sind. Sie bekommen dann von der Gesundheitskasse einen Impftermin zugeteilt“, sagt Gerd Kurath vom Landespressedienst. 1800 weitere Kärntner über 80 werden nächstes Wochenende geimpft, bis Ende März soll diese vulnerable Gruppe immunisiert sein.
Um das Impfchaos einzudämmen, ist ein elektronisches Impfportal in Aufbau. Wann es genutzt werden kann, ist unklar. Auf diesem Portal sollen sich impfwillige Kärntner anmelden können. Damit könnten die Impfschritte – Erstellung von Wartelisten, Verständigung über Impftermine – transparent gemacht werden. ÖVP-Obmann Martin Gruber hatte das im Koordinationsgremium gefordert.
Das Land arbeitet indes die Impf-Prioritätenliste weiter ab. Heute wird in den Kabeg-Häusern geimpft, am Donnerstag sind die niedergelassenen Ärzte an der Reihe. Während in anderen Bundesländern behinderte Menschen und Hochrisikopatienten bereits geimpft wurden, stehen diese in Kärnten noch nicht auf der Prioritätenliste.
„Wir reihen Gesundheitsberufe und ältere Personen vor“, argumentiert Kurath. Risikopatienten würden berücksichtigt, wenn der Impfstoff von Astrazeneca (wahrscheinlich Ende Jänner) bewilligt werde. Auf das Argument, dass beispielsweise nach Organtransplantationen die Astrazeneca-Vakzine nicht angewandt werden dürfen, meint Kurath: „Das müssen Hausärzte beurteilen, die die Atteste erstellen.“Lieferverzögerungen bei Pfizer/Biontech bedeuten 1100 Dosen weniger für Kärnten. Weil man stets streng kalkuliert habe, ändere das nichts am Impfplan.
Geprüft werden beim Land Vorwürfe, wonach es zu Unregelmäßigkeiten beim Impfen in Pflegeheimen gekommen sei und sich Prominente Impfstoff gekauft haben könnten. Der Klagenfurter Neos-Chef Janos Juvan sagt, aus Arztkreisen und aus der Bevölkerung sei ihm zugetragen worden, dass betuchte Menschen beim Impfen auf der Überholspur seien. „Das Impfchaos scheint dem Schwarzmarkt Tür und Tor zu öffnen“, betont Juvan. Impfdosen, die „übrig bleiben“, würden dies fördern. Pro Ampulle können nicht nur die fünf vorgesehenen Dosen verimpft werden, „sondern sechs, die vom Hersteller bewilligt sind, oder sieben, die nicht klar geregelt sind“, klärt Pekka Muttonen, Impfreferent der Ärztekammer Kärnten auf.
Kurath verspricht: „Wir überprüfen, ob es einen Spendenfluss gegeben hat. Sollten wir Auffälligkeiten sehen, schalten wir die Staatsanwaltschaft ein.“Eine Sachverhaltsdarstellung des Landes wurde angekündigt. „Organisationsmängel und mangelnde Transparenz begünstigen Impf-Schwindel“, kritisiert die FPÖ. Das Team Kärnten fordert die Einsetzung einer unabhängigen Untersuchungskommission.