Kleine Zeitung Kaernten

Trump als Programm

- Peter Huemer lebt als Autor in Wien

Was haben Hitler und Trump gemeinsam? Antwort: die besonders fanatische Hingabe ihrer Anhänger. Als darüber gesprochen wurde, saß ein gescheiter 20-Jähriger in der Runde und kritisiert­e, was ihm auffällt: Dass in Deutschlan­d und Österreich, wenn anderswo etwas gewaltig schiefläuf­t, mit Vorliebe der Vergleich mit der Nazivergan­genheit unserer Länder herangezog­en wird. Quasi zur eigenen Entlastung. Der Vorwurf des jungen Mannes ist berechtigt. Daher muss man bei solchen Vergleiche­n ganz genau hinschauen: Was ist vergleichb­ar und was ist absolut unvergleic­hlich?

Wer je „Triumph des Willens“über den nationalso­zialistisc­hen Reichspart­eitag 1934 gesehen hat, der weiß angesichts dieser Kette überglückl­icher Gesichter am Straßenran­d: Es war nicht der Nationalso­zialismus, den diese Menschen so abgöttisch geliebt haben. Es

war Adolf Hitler. Denn

diese Bilder lügen nicht.

Wir müssen uns darüber klar sein: Sie haben Hitler wirklich geliebt.

Bei Trump scheint es ähnlich zu sein. Es ist nicht die Republikan­ische Partei mit ihrem politische­n Programm, der die Liebe gilt. Es ist Donald Trump. Schon klar, Parteiprog­ramme liebt man nicht, aber man kann sie wichtig finden und verteidige­n. Auch das ist eine Form der Zuneigung. Bei der Republikan­ischen Partei ist das allerdings zurzeit kaum möglich, weil niemand weiß, was heute ihr Programm ist. Das frühere wurde von Trump auf den Kopf gestellt. Die Republikan­er vertreten jetzt ganz andere Inhalte und haben ganz andere Wähler.

Das Programm – falls es überhaupt eines gibt – heißt Donald Trump. Hieß es jedenfalls bis vor wenigen Tagen. Sollte sich die Partei von diesem trennen wollen, muss sie damit rechnen, dass ein beträchtli­cher Teil ihrer Wähler sich für Trump und gegen die Partei entscheide­n wird. Weil sie diesen wirklich lieben. Dass 45 Prozent der Trump-Wähler den Sturm auf das Kapitol befürworte­t haben, gibt eine Vorstellun­g, wie groß der Verlust für die Republikan­er sein könnte.

Ein interessan­tes Dilemma einer Partei, die ihren Kurs verloren hat.

„Es ist nicht die Republikan­ische Partei mit ihrem politische­n Programm, der die Liebe gilt. Es ist Donald Trump.“

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Peter Huemer meint, die Republikan­ische Partei bekomme nun die Folgen ihrer Selbstaufg­abe zu spüren

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