Trump als Programm
Was haben Hitler und Trump gemeinsam? Antwort: die besonders fanatische Hingabe ihrer Anhänger. Als darüber gesprochen wurde, saß ein gescheiter 20-Jähriger in der Runde und kritisierte, was ihm auffällt: Dass in Deutschland und Österreich, wenn anderswo etwas gewaltig schiefläuft, mit Vorliebe der Vergleich mit der Nazivergangenheit unserer Länder herangezogen wird. Quasi zur eigenen Entlastung. Der Vorwurf des jungen Mannes ist berechtigt. Daher muss man bei solchen Vergleichen ganz genau hinschauen: Was ist vergleichbar und was ist absolut unvergleichlich?
Wer je „Triumph des Willens“über den nationalsozialistischen Reichsparteitag 1934 gesehen hat, der weiß angesichts dieser Kette überglücklicher Gesichter am Straßenrand: Es war nicht der Nationalsozialismus, den diese Menschen so abgöttisch geliebt haben. Es
war Adolf Hitler. Denn
diese Bilder lügen nicht.
Wir müssen uns darüber klar sein: Sie haben Hitler wirklich geliebt.
Bei Trump scheint es ähnlich zu sein. Es ist nicht die Republikanische Partei mit ihrem politischen Programm, der die Liebe gilt. Es ist Donald Trump. Schon klar, Parteiprogramme liebt man nicht, aber man kann sie wichtig finden und verteidigen. Auch das ist eine Form der Zuneigung. Bei der Republikanischen Partei ist das allerdings zurzeit kaum möglich, weil niemand weiß, was heute ihr Programm ist. Das frühere wurde von Trump auf den Kopf gestellt. Die Republikaner vertreten jetzt ganz andere Inhalte und haben ganz andere Wähler.
Das Programm – falls es überhaupt eines gibt – heißt Donald Trump. Hieß es jedenfalls bis vor wenigen Tagen. Sollte sich die Partei von diesem trennen wollen, muss sie damit rechnen, dass ein beträchtlicher Teil ihrer Wähler sich für Trump und gegen die Partei entscheiden wird. Weil sie diesen wirklich lieben. Dass 45 Prozent der Trump-Wähler den Sturm auf das Kapitol befürwortet haben, gibt eine Vorstellung, wie groß der Verlust für die Republikaner sein könnte.
Ein interessantes Dilemma einer Partei, die ihren Kurs verloren hat.
„Es ist nicht die Republikanische Partei mit ihrem politischen Programm, der die Liebe gilt. Es ist Donald Trump.“