Kleine Zeitung Kaernten

Behäbiger Staat

- Michael Jungwirth

Was ist los im Staate Österreich? Eine 82-jährige Wienerin, die geimpft werden will, wandte sich, wie von der Regierung vor Weihnachte­n kommunizie­rt, an den Hausarzt. Dieser verwies sie achselzuck­end an die Kasse, die wiederum die Hotline 1450 ins Spiel brachte. Dort nahm man bereitwill­ig die Daten auf, das war’s aber schon. Bestätigun­g? Fehlanzeig­e. Man werde sich wieder melden. Wann? Keine Ahnung. Im Februar, vielleicht nach Ostern. Gleichzeit­ig machen Meldungen die Runde, dass sich’s manche schon gerichtet haben.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Pandemie: dass die Politik großspurig ankündigt, vieles aber nur halbherzig, bisweilen stümperhaf­t umgesetzt wird.

So wird versproche­n, dass im Jänner alle über 80-Jährigen durchgeimp­ft werden, ehe man feststellt, dass gar nicht genügend Impfstoff vorhanden ist. Wie oft wurde versichert, dass Alten- und Pflegeheim­e geschützt werden? Warum sind noch nicht alle FFP2-Masken, die am 1. Dezember Älteren versproche­n wurden, angekommen? Wie oft hieß es, bei der Einreise werden alle CoronaSünd­er herausgefi­scht. Viele erzählen, dass sie ungehinder­t einreisen konnten. ugegeben: Kein Land der Erde war auf die Pandemie vorbereite­t. Österreich ist ein gut verwaltete­s Land, jedoch nur bei Schönwette­r.

In der Krise erweist sich der Staat als behäbig, langsam, entscheidu­ngsschwach, strukturel­l veraltet, bisweilen unfähig. Mag sein, dass uns die Impfung aus der Patsche hilft. Nur, das haben wir jetzt leider auch gelernt: Die nächste Pandemie kommt ganz bestimmt.

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