„Ich wäre auch gerne Arzt geworden“
Uwe Ochsenknecht (65) über die neue Staffel der historischen Berliner Krankenhaus-Saga „Charité“, heute um 20.15 Uhr in der ARD, und seine Rolle.
Die dritte Staffel der Serie „Charité“spielt zur Zeit des Mauerbaus vor 60 Jahren. Sie haben einen familiären Bezug zum Thema, denn Ihre Eltern sind 1950 aus der DDR in die Bundesrepublik übergesiedelt?
UWE OCHSENKNECHT: Ich war beim Mauerbau 1961 zwar erst fünf Jahre alt, aber ich habe durchaus einige Erinnerungen im Kopf. Es sind diese Szenen, die man auch aus Dokumentationen kennt, etwa von Leuten, die von ihren Wohnungen in Sprungtücher springen. Die ganze Verwandtschaft meiner Mutter lebte ja in der DDR, insofern war das Thema bei uns daheim immer sehr präsent. Wir haben Care-Pakete rübergeschickt, die manchmal sogar ankamen, und ich habe öfter die Sommerferien bei meiner Familie in der DDR verbracht.
In den neuen Folgen wird der Betrieb an der Charité durch den Mauerbau erheblich gestört. Welche Schwerpunkte setzt die Serie?
Unter anderem, dass die Grenze zwischen Ost und West quasi mitten durch die Charité verlief. Wir erzählen, dass viele
Ärzte und Krankenschwestern in den Tagen vor dem Mauerbau nicht mehr zum Dienst erschienen sind, die waren in den Westen geflüchtet. Das Personal wurde immer stärker dezimiert, ein Riesenproblem! Außerdem hatte die Charité viele Medikamente wie zum Beispiel Penizillin aus dem Westen bezogen, das ging plötzlich nicht mehr – nach dem Bau der Mauer musste man versuchen, diese Substanzen aus der DDR oder der Sowjetunion zu beziehen.
Sie spielen einen Gynäkologen. Wie haben Sie sich vorbereitet? Wissen Sie, ich habe ja vier Kinder und war jedes Mal bei der Geburt dabei, dadurch hatte ich genug Vorbildung. Eine Geburt ist ein Phänomen, da sieht man das wahre Wunder. Und vor allem gewinnt man höchsten Respekt vor den Frauen, die Kinder gebären – jeder Mann würde ja sterben bei so was.
Gynäkologe Helmut Kraatz ist eine historische Figur.
Kraatz war einer der führenden Köpfe als Gynäkologe. Er war auch einer der Ersten, die sich um Menschen bemüht haben, die zweigeschlechtlich auf die Welt gekommen sind, also zum Beispiel mit den äußeren Geschlechtsmerkmalen eines Mannes und den inneren einer Frau, das thematisieren wir in der dritten Staffel auch. Er war der Erste, der sich psychisch und physisch um sie gekümmert hat und sie auch operiert hat, wenn das nötig war.
Interessiert Sie die Medizin? Ich habe mich immer für Medizin interessiert und wäre auch gerne Arzt geworden. Aber nicht im Bereich Frauenheilkunde, auch Chirurg wäre nicht so meins gewesen. Also nicht das Reparieren, sondern eher das Instandhalten. Naturmedizin finde ich ein spannendes Thema. Grundsätzlich finde ich die Physiologie des Menschen faszinierend. Man schneidet sich mit dem Messer, und ein paar Wochen später sieht man nicht einmal mehr eine Narbe, wenn es nicht genäht werden musste – das ist doch toll.