„Dieser Winter ist für das Wild verheerend“
Schneemassen in Oberkärnten und klirrende Kälte setzen Wild arg zu, viele Tiere verenden qualvoll. Jäger starten nun Rettungsaktionen – mit Schneefräsen und Notfütterungen.
Ein Hirsch, der bis zum Hals im Schnee feststeckt und nicht mehr weiterkommt. Ein Reh, das verendet unter einem Baum liegt. Daneben ein Hirsch, der zu schwach ist, das Heu, das man ihm gebracht hat, zu fressen. Videos wie diese – sie sollen im Mölltal aufgenommen worden sein – kursieren aktuell im Internet. Es sind dramatische Bilder, die zeigen, wie groß die Notlage der Wildtiere derzeit in Oberkärnten ist. Enorme Schneemengen, klirrende Kälte – die Tiere finden kaum Futter, viele verenden qualvoll. Jäger haben deshalb Rettungsaktionen gestartet.
Einer von ihnen ist Richard Zeiner. Er ist Aufsichtsjäger in Mörtschach im Mölltal: „Es ist eine Tragödie, was die Tiere derzeit mitmachen müssen. Schlimmer geht es nicht mehr. Es ist wirklich ein Katastrophenwinter.“In dieser Woche war Zeiner mit Kollegen unermüdlich im Einsatz, um den
Tieren wenigstens ein bisschen zu helfen. Zeiner: „Wir machen, was in unserer Macht steht.“
Riesige Schneewände. Mit Schneefräsen werden Wege in den Wald freigelegt. Notfütterungen werden durchgeführt. Immer wieder verirren sich Reh & Co. auch auf die Straßen, wo es zu Unfällen mit Autos kommt. Die hohen Schneewände links und rechts der Fahrbahn machen eine Flucht für das Wild unmöglich. „Wir müssen schauen, dass wir die Tiere von der Straße wegbekommen, bevor auch noch ein Mensch zu Schaden kommt“, so der Aufsichtsjäger. Auch Bernhard Wadl, Landesobmann der Aufsichtsjäger, weiß um die Notlage des Wildes in Oberkärnten. Das zeigt sich für ihn auch am Beispiel eines Hirsches, der derzeit auf einem Bauernhof im Gailtal „wohnt“. Wadl: „Wenn Wildtiere völlig die Scheu vor
Menschen verlieren, sieht man, wie groß ihre Not ist.“Anfang Jänner kam „Ernstl“, wie der Hirsch mittlerweile genannt wird, das erste Mal auf den Hof von Familie Astner in Tröpolach. In einer Scheune wurde er auf seiner Suche nach Futter endlich fündig. Seitdem schaut er fast täglich auf dem Hof vorbei, verbringt so manche Nacht in der Scheune. Vom Bauer gibt es jeden Tag eine Ladung frisches Heu für „Ernstl“.