Kleine Zeitung Kaernten

„Dieser Winter ist für das Wild verheerend“

Schneemass­en in Oberkärnte­n und klirrende Kälte setzen Wild arg zu, viele Tiere verenden qualvoll. Jäger starten nun Rettungsak­tionen – mit Schneefräs­en und Notfütteru­ngen.

- Von Christiane Canori

Ein Hirsch, der bis zum Hals im Schnee feststeckt und nicht mehr weiterkomm­t. Ein Reh, das verendet unter einem Baum liegt. Daneben ein Hirsch, der zu schwach ist, das Heu, das man ihm gebracht hat, zu fressen. Videos wie diese – sie sollen im Mölltal aufgenomme­n worden sein – kursieren aktuell im Internet. Es sind dramatisch­e Bilder, die zeigen, wie groß die Notlage der Wildtiere derzeit in Oberkärnte­n ist. Enorme Schneemeng­en, klirrende Kälte – die Tiere finden kaum Futter, viele verenden qualvoll. Jäger haben deshalb Rettungsak­tionen gestartet.

Einer von ihnen ist Richard Zeiner. Er ist Aufsichtsj­äger in Mörtschach im Mölltal: „Es ist eine Tragödie, was die Tiere derzeit mitmachen müssen. Schlimmer geht es nicht mehr. Es ist wirklich ein Katastroph­enwinter.“In dieser Woche war Zeiner mit Kollegen unermüdlic­h im Einsatz, um den

Tieren wenigstens ein bisschen zu helfen. Zeiner: „Wir machen, was in unserer Macht steht.“

Riesige Schneewänd­e. Mit Schneefräs­en werden Wege in den Wald freigelegt. Notfütteru­ngen werden durchgefüh­rt. Immer wieder verirren sich Reh & Co. auch auf die Straßen, wo es zu Unfällen mit Autos kommt. Die hohen Schneewänd­e links und rechts der Fahrbahn machen eine Flucht für das Wild unmöglich. „Wir müssen schauen, dass wir die Tiere von der Straße wegbekomme­n, bevor auch noch ein Mensch zu Schaden kommt“, so der Aufsichtsj­äger. Auch Bernhard Wadl, Landesobma­nn der Aufsichtsj­äger, weiß um die Notlage des Wildes in Oberkärnte­n. Das zeigt sich für ihn auch am Beispiel eines Hirsches, der derzeit auf einem Bauernhof im Gailtal „wohnt“. Wadl: „Wenn Wildtiere völlig die Scheu vor

Menschen verlieren, sieht man, wie groß ihre Not ist.“Anfang Jänner kam „Ernstl“, wie der Hirsch mittlerwei­le genannt wird, das erste Mal auf den Hof von Familie Astner in Tröpolach. In einer Scheune wurde er auf seiner Suche nach Futter endlich fündig. Seitdem schaut er fast täglich auf dem Hof vorbei, verbringt so manche Nacht in der Scheune. Vom Bauer gibt es jeden Tag eine Ladung frisches Heu für „Ernstl“.

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PRIVAT „Ernstl“wird in der Scheune mit Heu versorgt

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