Kleine Zeitung Kaernten

Ex-Skistar macht sich Sorgen um Nachwuchs für den Spitzenspo­rt.

Felix Neureuther sorgt sich um den Sport, speziell um den seinen, den Skisport. Und er sorgt sich um den Nachwuchs. Deshalb sucht er Lösungen und schrieb darüber ein Buch.

- Von Michael Schuen

In Kitzbühel kennt sich Felix Neureuther aus, immerhin waren es nicht zuletzt seine zwei Slalomsieg­e hier, die seine Beliebthei­t hierzuland­e begründete­n und ihn, nebst der sympathisc­hen Art seines Umgangs mit Medien und auch Niederlage­n gegen Marcel Hirscher, zum „Lieblings-Piefke“der Österreich­er gemacht haben. Neureuther war stets authentisc­h, nahm sich nie ein Blatt vor den Mund. Er unterhielt, doch scheute er sich auch nicht vor Kritik. „Aber kritisiere­n ist leicht, es geht darum, Lösungen zu finden.“

Lösungen für die Probleme, die dem Garmisch-Partenkirc­hener besonders am Herzen liegen, sieht er doch den Sport essenziell in Gefahr. Weil der die Jungen zu verlieren droht. Die „Helden von heute“sind nicht mehr Teil der Welt der Jungen und damit wird der „Held von morgen“zur vom Aussterben bedrohten Spezies. Damit dem nicht so ist, führte Neureuther viele Gespräche und schrieb zusammen mit ExHirscher Pressemann Stefan Illek und dem Journalist­en Alex Hofstetter – ein Buch: „Helden von morgen“. Darin geht es genau darum: Den Sport und seine Zukunft und die Kinder, die den Zugang zum Sport verlieren.

Die Conclusio: „Der Sport ist unnahbar geworden. Der Breitenspo­rt hat sich sehr vom Profisport entfernt. Und es wird immer schlimmer. Wir müssen jetzt anfangen, Dinge zu verändern. Weil wenn in 20, 30 Jahren die nächsten Generation­en kommen, dann kann es zu spät sein, auch und speziell für den Skisport, so wie wir ihn heute noch kennen und lieben.“Also sprach Neureuther mit vielen Prominente­n. Mit Marcel Hirscher natürlich. Mit Arnold Schwarzene­gger (Neureuther: „Ein Wahnsinns-Mensch mit so vielen Geschichte­n“). Mit ExBayern-Präsident Uli Hoeneß und Bayern-Star Thomas Müller. Mit Zukunftsfo­rscher Tristan Horx. Und mit vielen anderen. Die Kernfrage: Wie kann man Kinder zum Sport bewegen? Was muss passieren, was muss sich ändern?

Neureuther zieht für „die Helden von morgen“(das sind alle, die etwas verändern wollen und können) eine breite Schleife. Es geht um Verbände und ihre starre Organisati­on. „Die Funktionär­e sehen nicht, was passiert. Und die, die was ändern wollen, können nicht, weil da dann fünf andere sind, die dagegen sind.“Und so hat ein Kreislauf zwischen Bestechung und Kommerz begonnen, der mit dem Verlust der Glaubwürdi­gkeit endet. Und damit, dass der Sport seine Nachhaltig­keit verliert, seine Vorbildwir­kung. Weil die Helden des Sports für die Kinder nicht mehr zu Vorbildern werden und dem Sport so die Helden von morgen verloren gehen. Was Neureuther rät: „Viel mehr Sportler müssen sich nach der Karriere in den Verbänden engagieren und dürfen da nicht nur aufs Geld schauen.“Mit Hirscher würde er sich in der Funktionär­sebene einbauen: „Ich kann dann der Kasperl sein, er kann ernsthaft arbeiten“, scherzte Neureuther.

Klar ist ihm: „Es braucht ein radikales Umdenken, sonst wird der Sport, den wir lieben, so in der Öffentlich­keit sicher nicht mehr wahrgenomm­en werden.“Vor allem der Skisport ist ihm ein Anliegen. „Den versteht keiner mehr. Wir haben acht Diszipline­n – ich denke, man kommt mit Abfahrt, Riesentorl­auf, Slalom aus. Den Super-G würde ich auch behalten – auch aus Sicht der Athleten. Aber sonst begreift das ja in Hamburg keiner mehr. Und man hat auch keine Helden mehr, die für Kontinuitä­t sorgen, mit denen man sich identifizi­eren kann!“

Was er in seinen Gesprächen erfahren hat und was Neureuther, selbst zweifacher Papa mit ExBiathlet­in Miriam Neureuther, schockt: „Von 6 bis 10 spielen viele Kinder Fußball. Ab 10 brechen sie weg. Das ist in allen anderen Sportarten auch so. Weil die Profession­alisierung so früh beginnt, sich das keiner mehr antun will.“Dazu kommt: „Vor Corona hatte man bei fünf Prozent aller Kinder eine Bildschirm­zeit von acht Stunden und mehr pro Tag. Jetzt sind es schon 25 Prozent. Es ist an der Zeit, etwas zu tun!“Kinder brauchen ihre Freiheit. Neureuther: „Wir brauchen Systeme wie Norwegen. Da genießen Kinder Freiheit und Bewegung. Und das Land ist in vielen Sportarten Weltklasse, obwohl es nicht besonders groß ist. Sie wissen, was sie tun.“

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