Das „schwarze Eis“ist nicht erkennbar
Der notwendige Corona-Boxenstopp hätte den Start von Ilka Minor bei der Rallye Monte Carlo ab Donnerstag fast verhindert.
Man solle die 2021er-Kalender im Motorsport nicht allzu ernst nehmen. Nichts sei in Beton gemeißelt, hatte selbst FIA-Präsident Jean Todt noch vor wenigen Tagen gemeint. Wie recht er hatte. Die Formel 1 verlegte den Saisonstart von Australien nach Bahrain, die MotoGP hofft doch auf gleich zwei Auftakt-Wochenenden in Katar. Und auch die Rallye-WM ist ein sehr zartes Gewächs, das ganz schnell in sich zusammenfallen könnte. Die Rallye Monte Carlo war als Auftakt mehr als gefährdet. Im Gegensatz zur Schweden-Rallye, die definitiv abgesagt wurde, findet die „Monte“doch statt, hinter verschlossenen Türen, ohne Fans und Zuschauer.
Begründet wird alles natürlich mit der grassierenden CoronaPandemie. Und damit machte Ilka Minor, ihres Zeichens Berufsbeifahrerin, also hauptamtliche Vorleserin auf den schnellen Sonderprüfungen, Organisatorin, Hotelbuchungsexpertin, Serviceplan-Erstellerin, unangenehme Erfahrungen. Nach gepackten Koffern für die Monte wurde die gebürtige Kärntnerin positiv auf Corona getestet, vorerst einmal. Und weil es nicht ganz eindeutig war, verlief ein Nachtest doch negativ. Das Problem: „Für meinen Flug nach Nizza, hätte ich eine ganz spezielle Bescheinigung gebraucht“, so Minor. Dafür ist in Wien aber nur eine Dienststelle zuständig, erreichbar nur per Mail. „Es hat keine Telefonnummer gegeben, so konnte ich auch niemandem sagen, dass es in meinem Fall ziemlich pressiert“, war die CoPilotin dem Verzweifeln nahe. Bis Dienstag hatte sie gewartet. Da setzte sie sich halt ins Auto und fuhr nach Monte Carlo. „Was im Grunde kein Problem war.“
Außer, dass die 45Jährige nicht am Besichtigen der Prüfungen mit ihrem Piloten Johannes Keferböck teilnehmen konnte. Der Pregartner hatte wenigstens Ersatz, um zumindest einmal den sogenannten „Schrieb“zu erstellen.
Die „Monte“ist heute freilich nicht mehr das, was sie früher einmal war, als ein Walter Röhrl nach dem Sieg bei besagter Fernfahrt am liebsten seine Karriere beendet hätte – dann aber noch vier Mal die älteste Rallye gewinnen konnte. „Natürlich ist sie nicht vergleichbar mit der ehemaligen Monte, als noch in verschiedenen Städten Europas, von Lissabon bis Stockholm, gestartet wurde. Heute ist sie genauso kompakt wie jeder andere WM-Lauf. Nur sie ist unvergleichlich schwierig“, weiß Frau Minor zu berichten, allein der unberechenbaren Straßenverhältnisse wegen, von trocken bis eisglatt. Mit der Besonderheit des „Black Ice“, eine besonders tückische Variante der Glätte, weil sie nicht erkennbar ist. Als Eisspion fungiert für Keferböck/Minor Franz Wittmann junior.
Das Programm von Ilka Minor ist heuer noch vage. Österreichische Rallyes mit Keferböck wären fix, aber noch kein WM-Einsatz. Der Norweger Eyvind Brynildsen sucht Geldgeber. Eine Möglichkeit könnte sich auftun, liegt aber noch sehr weit entfernt. Denn Thierry Neuville, der Hyundai-Werkspilot, hat sich von seinem langjährigen Co-Piloten Nicolas Gilsoul über Nacht getrennt, in Monte Carlo ersetzt ihn Martijn Wijdaeghe, aber nur dort. Ein Platz neben Neuville wäre ein Traum, da geht’s um WM-Siege. Darum ergänzt Minor schmunzelnd: „Ich werde mich einmal wichtigmachen.“