Kleine Zeitung Kaernten

„Von der zweiten Garde muss mehr kommen“

Vor Kitzbühel spricht Franz Klammer über Rennen in Corona-Zeiten, geniale TV-Einschaltq­uoten, die fehlenden Fans und er verlangt mehr Druck von den Jungen auf die Asse.

- Von Joschi Kopp

Sie sind noch zu einer Zeit im alpinen Weltcup gefahren, wo es Zuschauerm­assen entlang der Strecken und im Ziel gab. Sie machen sich sicher Gedanken für die jetzige Situation:

FRANZ KLAMMER: Es ist für die Veranstalt­er schwierig. Das Einzige, was in diesen Zeiten normal funktionie­rt, sind die Rennläufer. Für die hat sich nur im Vorfeld der Bewerbe viel geändert.

Haben die fehlenden Fans Auswirkung­en auf die Leistungen der Aktiven?

Vielleicht beim Abschwinge­n im Ziel, in manchen Orten auf dieser Welt hat sich nichts geändert, weil du auch dort praktisch unter Ausschluss der Öffentlich­keit gefahren bist. Während der Fahrt in den SpeedDiszi­plinen merkt kein Fahrer etwas von Zuschauern.

Für mich war es nie wichtig, wie viele Leute da sind. Ich wollte nur schnell Ski fahren.

Glauben Sie, dass diese Saison so zu Ende gehen kann wie geplant?

Ja, wenn alle weiter so vorsichtig sind wie bisher. Damit es keinen Cluster gibt, sind die vielen kleinen Gruppen sehr sinnvoll. Es ist aber trotzdem ganz komisch. Ich war beruflich in Kitzbühel und erstmals seit 40 Jahren musste ich um 22 Uhr ins Bett gehen.

Machen Sie sich Sorgen, dass der Skisport auf der Strecke bleibt, wenn es auch in der nächsten Saison keine Zuschauer geben sollte?

Wenn die Maßnahmen weiter so aufrechter­halten werden müssen wie jetzt, wird es ganz schwierig. Die gesamte Welt wurde vor eine sehr schwere Aufgabe gestellt. Ich bin vom Ende der Pandemie überzeugt.

Für Veranstalt­er wird es immer herausford­ernder, Weltcup-Rennen veranstalt­en zu können, weil die Kosten steigen und die Einnahmen sinken. Werden Sponsoren abspringen?

Das Einzige, was in diesen komischen Zeiten normal funktionie­rt, sind die Rennläufer.

Franz Klammer

Ich gehe nicht davon aus, weil es für die Sponsoren nicht so schlecht aussieht. Sie können zwar keine Partner zu den Rennen einladen, aber sie haben dafür eine enorme TV-Präsenz. Die Einschaltz­iffern sind sensatione­ll und da hilft den Geldgebern.

Nicht gerade sensatione­ll sind die Auftritte der ÖSV-Damen und -Herren in den Riesentorl­äufen. Haben Sie eine Idee, warum das so ist?

Man sieht, dass die Damen und Herren Riesentorl­auf fahren können, es fehlen nur die Erfolgserl­ebnisse. Aber so lange die zweite Garde nicht wirklich Druck macht, reicht das für einen Weltcup-Startplatz. Wir können uns an der Schweiz ein Beispiel nehmen, die sind nun im Riesentorl­auf wieder richtig stark. Sie brauchten aber auch fast 20 Jahre, um das wieder zu schaffen. Ich hoffe, bei uns dauert das nicht so lange. Auch in den Speed-Bewerben lieferte die zweite Garde bisher zu wenig ab. Im Speed-Bereich zählen aber die Besten im ÖSV auch zu den Besten der Welt.

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WEIXX Franz Klammer bleibt in allen Situatione­n positiv, glaubt an das Ende der Pandemie und sieht den Skisport nicht in Gefahr

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