Kleine Zeitung Kaernten

Ein Haus wie ein Maßanzug

Schlanke Ästhetik prägt dieses umgebaute Haus in Klagenfurt. Ein Architekte­npaar hat sich so den Traum vom nachhaltig­en Lebensraum erfüllt.

- Von Johanna Wohlfahrt

Ein Haus ist ja der Inbegriff eines Langzeitpr­ojekts. Jener Ort, an dem man gemeinsam lebt und die Jahre ins Land ziehen lässt. Dieses Haus im Klagenfurt­er Stadtteil Waidmannsd­orf hat sich darin bereits bewährt. Der einst älteste Klagenfurt­er – über 100 Jahre alt ist er geworden – lebte in diesen Gemäuern. „Das ist eine schöne Atmosphäre“, meint Barbara Abel. Mit ihrem Mann Christoph sind sie Planer und Bauherren zugleich: Das junge Architekte­npaar hat sich hier, im Nachkriegs­bestand aus dem Jahre 1946, den Traum vom Eigenheim erfüllt.

Die Vorstellun­gen dafür wapassiert. ren klar definiert. Wichtig war die Lage zwischen Stadt und Wörthersee sowie zwischen Büro und Großeltern, schließlic­h war damals schon die erste Tochter Anna unterwegs. Und ein Altbestand sollte es sein. Warum? „Das ist für uns ein Ressourcen­thema. Es gibt genug Leerstand, der es wert ist, ihn zu revitalisi­eren“, sagt Abel.

Im konkreten Fall haben sie das alte Haus nicht nur umgebaut, sondern von Grund auf neu gedacht. Wie das halt nur Architekte­n können. Das Stiegenhau­s wurde an die Südmauer verlegt, um Distanz zum dort angebauten Wohnhaus zu schaffen. Mauern mussten weium die kleinen Wohnräume zu öffnen. Alle Decken kamen raus und wurden neu eingezogen – so entstand im Gartengesc­hoß eine gute Raumhöhe, das früher als Kellerraum sein Dasein fristete. Abstellflä­chen sind jetzt in die alte Garage im Garten outgesourc­ed.

Ein kleines West-Fenster im Erdgeschoß mutierte zu einer Glasfront samt Terrasse. Und auch das Dach wurde aufgemacht: Gartenseit­ig mit einer intimen Dachterras­se, straßensei­tig mit einem markanten, in Sichtbeton eingefasst­en Fenster. „Wir wollten einen klaren Cut zum Nachbarn hin schaffen, der zeigt: Da ist jetzt was Neues Außerdem haben wir von oben einen Traumblick auf die Karawanken.“

Ein Musterbeis­piel puristisch­en Wohnens sind die Materialie­n. „Die wollten wir so lassen, wie sie sind. Man darf sie sehen.“Fenster und die Holzelemen­te im und vorm Haus sind aus geölter Lärche, ansonsten: viel Beton und Stahl. „Da ist nichts unter Gipskarton verchen,

Man spürt, woraus das Haus gebaut ist“, so Abel. Für den Dämmputz wurde ein dunkles Grau gewählt. Zum einen, weil das die anderen Materialie­n sauber kontrastie­rt. Zum anderen aus Gründen des Understate­ments. „Ein dunkles Haus nimmt sich zurück. Es sieht kleiner aus als ein helles.“

Da steht es nun, das runderneue­rte Reihenhaus. Ein Eigenheim wie ein Slim-Fit-Anzug: Schlank, elegant und perfekt für viele Wechselfäl­le des Lebens. Denn die Raumnutzun­g ist flexibel für die Lebensphas­en, die man als Familie eben durchläuft – was sich nicht zuletzt in Lockdowns als Segen erweist. Abel: „Das Erdgeschoß ist Koch-EssWohnrau­m, im Obergescho­ß sind zwei Schlafräum­e. Ganz unten befindet sich derzeit unsteckt. ser Rückzugsor­t für Lesen und Fernsehen, ganz oben pendelt zwischen Homeoffice und Spielzone.“Aber nur, bis die zweite Tochter Rosa, gerade drei Monate alt, ein eigenes Zimmer braucht und die Nutzung der Räume wieder neu verhandelt werden muss. Sicher aber ist: Dieses Haus macht da mit. Da können noch viele Jahre ins Land ziehen.

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CHRISTIAN BRANDSTÄTT­ER (6) Ein Eigenheim wie ein Slim-FitAnzug: schlank, elegant und adäquat in vielen Lebensphas­en. Unten: das Reihenhaus aus 1946 vorm Umbau
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ARNOLD PÖSCHL, BARBARA ABEL
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Lehrbeispi­el puristisch­en Wohnens: unbehandel­tes Holz, Sichtbeton, Stahl
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