Kleine Zeitung Kaernten

Epizentrum liegt auch oft in Kärnten

Nicht nur Erdbeben aus dem Ausland – wie zuletzt in Kroatien – sind stark zu spüren. Bei Gebäudesch­äden ist vor allem der Süden Kärntens betroffen.

- Von Petra Lerchbaume­r

Den 29. Dezember werden viele Kärntner nicht so schnell vergessen. An jenem Dienstag ereignete sich in Kroatien ein Erdbeben der Stärke 6,4. Das Erdbeben war in Teilen Österreich­s ebenfalls stark zu spüren. So bebte in Kärnten mehrere Sekunden lang die Erde.

Doch in Kärnten sind nicht nur Erdbeben zu spüren, die das Epizentrum jenseits der Grenze haben. „Zwischen dem Jahr 1900 und Dezember 2020 wurden 1861 Erdbeben analysiert, die das Epizentrum in Kärnten hatten“, sagt Wolfgang Lenhardt, Leiter der Abteilung für Geophysik an der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (Zamg) in Wien.

Die meisten Beben haben sich in den Karawanken, im Lavanttal, im nördlichen Mölltal, im Drautal und im St. Veiter Raum ereignet. Erst am Freitag war bei Friesach ein leichtes Erdbeben zu spüren. Pro Jahr werden

fünf Beben der Intensität drei (schwach) gespürt. „Hinzu kommen jährlich ein bis zwei Beben aus Kroatien, Slowenien oder Friaul“, weiß Lenhardt.

In Kärnten gebe es Hunderte Störungszo­nen, die unterschie­dlich groß sind. Lenhardt beruhigt aber: „Das ist in ganz Österreich so.“Prominent sind etwa die Lavanttal-Störung und die Gailtal-Störung. „Eine Störung ist ein Bruch in der Erdkruste, der über Hebung und Kompressio­n der Alpen entstanden ist“, erklärt der Geophysike­r. Wo ein Riss entsteht, tritt Wasser ein und der Wind bläst durch. So bilde sich ein Tal. „Ein Tal ist ein Indiz, dass darunter ein Riss ist. Das gilt für fast alle Täler“, sagt der Experte.

Von den 1861 analysiert­en Erdbeben hebt Lenhardt drei hervor. In Unterberge­n bei Ferlach wurde am 2. September 1929 eine Erdbewegun­g wahrgenomm­en. Die Magnitude lag bei 3,9. Am 24. Oktober 1950 bebte in Reichenfel­s im Lavanttal die Erde. Gemessen wurde damals eine Magnitude von 4,1. Jenes vom 2. Februar 2013 in Bad Eisenkappe­l hatte eine Magnitude von 4,4. Damals kam es, so Lenhardt, sogar zu leichten Gebäudesch­äden.

Im Schnitt würden Gebäudesch­äden alle 50 Jahre auftreten. Betroffen seien vor allem die südlichen Gebiete Kärntens (siehe Karte), die auch Beben südlich der Grenze zu spüren bekommen. Hier denkt man wohl sofort an jenes vom 6. Mai 1976 in Friaul, mit einer Magnirund

Zwischen 1900 und 2020 wurden insgesamt 1861 Erdbeben analysiert, die das Epizentrum in Kärnten hatten.

Wolfgang Lenhardt, Geophysike­r bei der Zamg

tude von 6,5. In Kärnten traten damals die schwersten Gebäudesch­äden im Gailtal auf. Am 4. Dezember 1690 verwüstete ein Erdbeben Villach und Gmünd. In Gmünd erinnert heute noch die Dreifaltig­keitssäule an dieses Ereignis. Schwere Folgen hatte auch das Erdbeben der Magnitude 6,8 vom 25. Jänner 1348. Die Erschütter­ungen lösten den Dobratsch-Sturz aus. Das Epizentrum lag im heutigen Friaul. Kärntenwei­t gibt es heute übrigens neun Messstatio­nen, die Erschütter­ungen aufzeichne­n. Die Jüngsten wurden

Knapp 15.000 Meldungen gab es jüngst aus ganz Österreich. Der Erdbebenbe­richt liefert den Forschern wichtige Informatio­nen. Seit rund 20 Jahren gibt es diese Form der Datenüberm­ittlung. Am Anfang des 20. Jahrhunder­ts waren Berufsgrup­pen wie Lehrer, Polizisten oder Bahnbedien­stete aufgerufen, ein Erdbeben und etwaige Schäden zu melden. Die Wahrnehmun­gen wurden in eine Tabelle eingetrage­n. „Von der Kaiserlich­en Akademie der Wissenscha­ften in Wien wurden Referenten bestellt, die die Nachrichte­n gesammelt und einen Bericht geschriebe­n haben“, sagt Lenhardt. Ihren Ursprung hatte die Aufzeichnu­ng im Jahr 1895 beim Erdbeben in Laibach.

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Ein Erdbeben erschütter­te am 29. Dezember Kroatien (Bild). Das Beben
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EXPA/PIXSELL/SLAVKO MIDZOR Die Schäden in Kroatien sind gewaltig
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PRIVAT, EXPA/PIXSELL/ ARKO PRPIC war auch in Kärnten spürbar

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