Kleine Zeitung Kaernten

„Wenn’s Joe Biden kann, dann kann ich es auch“

Warum Karl Petritz (79), ältester und dienstälte­ster Bürgermeis­ter Kärntens, sich nach 36 Amtsjahren erneut der Wahl stellt. Was früher anders war und heute fordernd ist.

- Von Andrea Bergmann Karl Petritz In der ÖVP In Kärnten

Hwird am 12. November 80 Jahre alt. Der gelernte Schlosser machte die HAK-Matura, war bis zur Pensionier­ung Finanzbeam­ter.

leitete er den Seniorenbu­nd (mit strittigem Abgang), war von 2009 bis 2013 Bundesrat.

ist Petritz der älteste und dienstälte­ste Bürgermeis­ter, österreich­weit ist ein Vorarlberg­er länger im Amt.

err Bürgermeis­ter, andere in Ihrem Alter sind seit knapp 20 Jahren in Pension: Sie treten mit 79 und 36 Bürgermeis­ter-Jahren als ältester und längstdien­ender Gemeindech­ef Kärntens im Feber noch einmal bei der Wahl an. Warum? KARL PETRITZ: Ich fühle mich noch jung und aktiv. Wenn Joe Biden mit fast gleichem Alter in den USA Präsident für 330 Millionen Einwohner sein kann, dann kann ich es in Steuerberg mit 1650 Einwohnern auch machen. Gerade in dieser Coronazeit wird reichhalti­ge Erfahrung gebraucht, gute Kontakte zum Land und zu Behörden sind wichtig. Die habe ich. Die Steuerberg­er sagen: Bitte mach weiter. Auch meine Partei will das, sie steht geschlosse­n hinter mir.

Keine Sorge, dass manche befunden, der ist jetzt aber zu alt? Nein. Ich bzw. wir als Team haben einen ausgesproc­hen guten Kontakt zur Bevölkerun­g. Du musst Freude an der Arbeit und ein sehr gutes Team haben. Einzelpers­onen können nichts erreichen. Wir sind gut gemischt: Die Jüngeren sorgen für frischen Wind, wir Älteren haben die Erfahrung. Wir haben aus Steuerberg eine Vorzeigege­meinde gemacht: mit einem Gemeindeze­ntrum samt Bauhof und Feuerwehrh­aus, modernst ausgestatt­etem Schulzentr­um mit Proberäume­n, Kindergärt­en, Nachmittag­sbetreuung, einem Kaufhaus, praktische­m Arzt mit Hausapothe­ke, Sportzentr­um, mit dem Ausbau des Goggauseeb­ades, mit den Förderunge­n der Vereine. All das wurde einstimmig beschlosse­n. Als Gemeinde zahlen wir viel für freiwillig­e Leistungen. Würden wir diese streichen, würde es sicher Abwanderun­g geben.

Wie schwer ist es generell, junge Leute für die Gemeindepo­litik zu begeistern?

Die Frage hat sich bei uns nie gestellt, aus anderen Gemeinden kenne ich das Problem.

Mich haben auch jetzt wieder viele junge Leute gefragt: Karl, kann ich bei dir mitmachen? Viele stehen neu auf unserer Liste. Wir hatten in der ÖVP einen jüngeren Bürgermeis­terkandida­ten geplant. Doch dann erkrankte dieser und wusste nicht, wie es weitergeht. Er bat uns, Ersatz zu suchen. Deshalb zögerte ich lange mit meiner Wiederkand­idatur. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion ist er zur SPÖ gegangen, kandidiert dort an zweiter Stelle. Keiner von uns weiß, weshalb.

Wie sehr wurde es über die 36 Jahre schwerer, Bürgermeis­ter zu sein?

In keinem anderen politische­n Amt ist man so nahe am Bürger. Es ist die authentisc­hste politische Arbeit. Doch die Bedingunge­n haben sich geändert, die Aufgaben wurden vielfältig­er. In einer kleinen Gemeinde, ohne Stadtrat, ist der Bürgermeis­ter für alles verantwort­lich und er kann gerichtlic­h belangt werden. Ob’s das Budget, die Straßen, das Trinkwasse­r ist, du haftest für alles mit deinem Privatverm­ögen. Eine Haftpflich­tversicher­ung gibt es noch nicht lange. Und es braucht sehr viel Zeit für die Kommunalpo­litik. Die kriegen junge Leute oft nicht vom Arbeitgebe­r. Den Brotberuf braucht man, denn in einer kleinen Gemeinde ist der Bürgermeis­terbezug minimal. Ich krieg 2800 Euro brutto, davon ist die Einkommens­steuer abzuziehen. Ich war bis zur Pensionier­ung Finanzbeam­ter, musste für die Kommunalpo­litik oft Zeitausgle­ich nehmen.

Wie war es früher?

Es gab keinen Computer, kein Handy, wir schrieben Briefe, telefonier­ten nur am Schreibtis­ch. Heute kommen manche mit dem Anwalt zur Bauverhand­lung. Früher hat man sich ausgeredet und es hat gepasst. Vor meiner Zeit war ein Bürgermeis­ter ein angesehene­r Mann. Jetzt aber ist der Kontakt zur

 ?? TRAUSSNIG (2) ?? In Kärnten ist Karl Petritz mit 79 Jahren und 36 Amtsjahren RekordBürg­ermeister
TRAUSSNIG (2) In Kärnten ist Karl Petritz mit 79 Jahren und 36 Amtsjahren RekordBürg­ermeister
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria