Dicke Luft um Lieferengpässe
Kurz und Anschober sollen Bevölkerung bei Impf-Lieferungen reinen Wein einschenken, so die Landeshauptleute bei Krisensitzung.
In der Regierung schrillen die Alarmglocken. Wann immer die Coronazahlen außer Kontrolle gerieten, wurde ein Lockdown verhängt, und die Fälle gingen zurück. Doch mit den neuen Mutationen ist die Ausgangslage eine neue. In ihrem jüngsten Bericht gelangt die Corona-Kommission zu einem ernüchternden Befund: Selbst wenn der Lockdown beibehalten wird, würden die Mutationen in drei Wochen in Österreich die Oberhand gewinnen, nach sieben Wochen würde das Virus wieder an Fahrt aufnehmen, im März wären die Infektionszahlen bei 3300 Fällen – trotz Dauer-Lockdowns.
Vor diesem Hintergrund baten Kanzler Sebastian Kurz, Vi
zekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober gestern zur Krisensitzung. Im Beisein von Virologen und Modellrechnern beriet man zunächst mit den Landeshauptleuten, dann mit den Oppositionschef – via Bildschirm.
Nach Informationen der Kleinen Zeitung nahm die Frage der Lieferschwierigkeiten bei den Impfungen im Gespräch mit den Landeschefs breiten Raum ein. Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer soll, berichten mehrere Augenzeugen, Kurz und Anschober mit einem internen Papier aus dem Gesundheitsministerium konfrontiert haben, aus dem hervorgeht, dass die Lieferungen ab der 7. Kalenderwoche „ungewiss“seien. Die Regierung möge von „vollmundigen Ankündigungen“bei den Impfungen Abstand nehmen. Andere Landeschefs stimmten dem zu. Bekanntlich hatten der Kanzler und der Gesundheitsminister zuletzt immer wieder beteuert, trotz der Engpässe könne am Impfplan festgehalten werden. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser soll gefordert haben, dass die Verträge mit den Pharmakonzernen, insbesondere AstraZeneca, das im ersten Quartal deutlich weniger
Impfstoff liefern will als vereinbart, offengelegt wird.
Wie es nach dem 7. Februar im Detail weitergeht, soll erst am kommenden Montag bei einer neuerlichen Krisensitzung, zu der alle Landeshauptleute nach Wien reisen, fixiert werden. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig soll bei dem Treffen jedenfalls die Meinung vertreten haben, man möge „vorsichtige Öffnungsschritte vornehmen, andernfalls würde die Bevölkerung nicht mehr mitgehen.“Die meisten Landeshauptleute sollen dem zugestimmt haben.
Virologen und Modellrechner forderten die Landeshauptleute auf, noch intensiver zu testen, um sich ein präziseres Bild über die Ausbreitung der Mutationen im ganzen Land machen zu können.