Schalkos neue Serie ist surreal-speziell
Die Miniserie „Ich und die anderen“des „Braunschlag“-Regisseurs ist ein wilder Ritt mit trocken-bösem Humor.
Back to böse ist das Motto für David Schalkos neuesten Serien-Streich „Ich und die anderen“, der ab Sommer auf Sky zu sehen ist. Nach der ernsten, fernsehhaften Adaption „M – eine Stadt sucht einen Mörder“nimmt er wieder den schwarzhumorigen Farbtopf der österreichischen Erfolge „Braunschlag“und „Altes Geld“zur Hand und begibt sich damit in neue bundesdeutsch-surreale Welten.
Der Held Tristan wird in der ersten Folge ins kalte Wasser geworfen. Plötzlich wissen alle alles über ihn, fast so, als ob er der Held seiner eigenen Serie wäre. Seine schwangere Freundin schreibt ihm vorwurfsvolle SMS, ein Taxifahrer ist für ihn persönlich zuständig, und die künstlerischabgehobenen Eltern und die Schwester nerven ihn mit sexuellen Provokationen.
Der Social-Media-Start-upYuppie braucht einige Zeit, um sich mit der neuen Situation zu arrangieren: „Es ist, als ob mein Navi ausgefallen ist.“Im Gegensatz zu seinem Therapeuten findet er es zunächst weniger faszinierend, als Auserwählter
in einer sozial gestörten Business-Matrix festzustecken. Seine frühere Freundin (Mavie Hörbiger), sagt ihm: „Du wolltest von allen gesehen werden.“Tristan solle sich einfach wünschen, was anders sein soll für ein gelungenes Leben. So wie er sich ganz zu Beginn der Folge in seinem Voiceover sein Leben umgeschrieben hat: „Ich will, dass ihr mich seht, dass ihr mit mir mitgeht. Ich will, dass ihr ich seid, dass ihr alles über mich wisst.“
Schalko, der auch das Drehbuch der sechsteiligen Serie geschrieben hat, machen die surrealen Spielereien auf den Spuren von „Stranger Than Fiction“sichtlich Spaß. Mit angenehmer Dynamik, aber herrlich trocken-bösem Humor lässt er den großartig besetzten Tom Schilling an den Marionettenfäden seiner Geschichte zappeln. Drumherum liefern u. a. Sophie Rois und Lars Eidinger wunderbare Einsätze. Als verrückte Konzept-Serie wagt „Ich und die anderen“viel, ist aber dennoch aus einem Guss und surreal-speziell.