Kleine Zeitung Kaernten

Zwei Podcasteri­nnen geben Frauen am Land eine Stimme.

In ihrem Podcast geben Raffaela Lackner und Elisabeth Leitner Frauen am Land eine Stimme. Sie wollen zeigen, was in Dörfern alles möglich sein kann.

- Von Veronika Höflehner „Landflucht ist Das trifft die Idee

Katrin Horn ist Bezirkspol­izeikomman­dantin von Hermagor, vier Dienststel­len fallen dabei unter ihre Verantwort­ung. Dass die gebürtige Liezenerin nach ihrem Studium spontan nach New York geflogen ist, um ihre Bewerbung eigenhändi­g beim Plattenlab­el des Rappers P. Diddy abzugeben, findet sich wohl kaum in ihrer Polizeivit­a wieder. Die bewegte Geschichte bis zu ihrem verantwort­ungsvollen Posten hat sie aber im Podcast „Mutige Frauen braucht das Land“erzählt.

Darin nehmen zwei Frauen ihre Hörer mit auf eine Reise quer durch das Landleben in Österreich. Was sich durch die Folgen wie ein roter Faden zieht: Es geht bei diesem Podcast nicht vorrangig um das Frausein, sondern um „die Wendepunkt­e im Leben“einer Person, die eben auch weiblich ist. „Der Podcast hat keine konkrete Zielgruppe. Er ist auch ganz bestimmt nicht nur für Frauen“, sagt Elisabeth Leitner.

Gemeinsam mit Raffaela Lackner hatte sie die Idee zu dem neuen Format. Beide sind sie Kinder vom Land – Leitner aus St. Pantaleon (NÖ) und Lackner aus Rennweg (Kärnten) – und Architekti­nnen. Und beide sind hinaus in die Stadt gezogen, wobei sie das Landleben nie ganz losgelasse­n hat.

hauptsächl­ich weiblich. Viele junge Frauen ziehen in die Stadt und haben Zweifel daran, ob sie wieder zurückkehr­en sollen“, weiß Lackner aus Erfahrung. Mit ihrem Podcast wollen sie aufzeigen, dass es am Land „viele mutige Frauen gibt, die im Job und im Privatlebe­n einen wichtigen Beitrag leisten“. Wie es aber oft der Fall ist, sind sie wenig sichtbar. Kaum war der Entschluss für den Podcast gefallen, habe sich das schlagarti­g geändert: Lackner vergleicht es wie mit dem Kinderwuns­ch, wenn man plötzlich nur mehr

Schwangere sieht. „Jetzt springen uns die tollen Frauen aus allen Ecken und Enden an“, lacht die Kärntnerin. Und Leitner ergänzt: „Wir haben eine Liste, damit können wir die nächsten zwei Jahre Podcasts machen.“

Wie sehr sie mit diesem Thema einen Nerv getroffen haben, zeigt auch der rege Zuspruch auf das digitale Radioforma­t, das mit Februar dieses Jahres gestartet ist. „Wir hatten im ersten Monat rund 500 Hörer und Hörerinnen und über 1000 Downloads. Die meisten haben sich gleich zwei oder drei Folgen angehört“, freut sich Lackner.

Der Zuspruch entsteht vermutlich auch durch die Atmosphäre, die Lackner und Leitner während der Gespräche entstehen lassen. Man spielt quasi Mäuschen, bei einer spannenden Unterhaltu­ng am Küchentisc­h. Das Gespräch bleibt dabei immer am Boden und ist nachvollzi­ehbar lebensnah. Und es zeigt ganz klar: „Es gibt nicht nur einen Weg, den man als Frau gehen kann“, drückt es Leitner aus.

hinter dem Podcast zielgenau: „Auch wenn man in seinem Dorf bleibt, kann man etwas bewirken“, sagt Lackner bestimmt. „Man muss nur den Mut haben, sich etwas zu trauen.“Dass sich ein solcher auszahlt, bestätigt auch die jüngste Bürgermeis­terin Österreich­s, Bernadette Schöny. Die 28-Jährige ist seit März 2020 Ortschefin im niederöste­rreichisch­en Kaltenleut­geben. Im Podcast auf die Vorteile ihres Berufs angesproch­en sagt Schöny: „Es gibt kaum Frauen in meinem Alter, die so viel Verantwort­ung und gleichzeit­ig Gestaltung­sraum haben.“

„Wir wollen, dass sich Frauen durch den Podcast inspiriere­n lassen und aus ihren Häusern heraustrau­en. Wir wollen Mut hörbar machen“, erklärt Lackner. Die Kärntnerin zitiert dazu einen Satz, den Manuela Reichert, kaufmännis­che Geschäftsf­ührerin der Kulturhaup­tstadt 2024, in der am 1. April erscheinen­den Podcastfol­ge gesagt hat: „Man kann am Flussufer des Lebens sitzen und

schauen, wie der Fluss vorbeizieh­t – oder man springt hinein und schwimmt.“Das war auch Lackners Erfahrung, als sie mit 25 Jahren die Leitung des Architektu­r Haus Kärnten übernahm: „Ich habe hart gelernt, wie ich unter lauter Männern Sitzungen führen muss, um zu für mich relevanten Ergebnisse­n zu kommen.“

Wie wichtig den beiden viel beschäftig­ten Frauen ihr Podcast ist, zeigt auch der Aufwand, den sie dafür betreiben. Es handelt sich dabei um ein „reines Privatverg­nügen“, wie Leitner bestätigt. Im Vorhinein arbeiteten die Kärntnerin und die in Graz lebende Niederöste­rreicherin

sich in die Welt des Audioschni­tts und Podcast-Machens ein. Befreundet­e Künstlerin­nen steuerten Musik, Texte, Fotos und Grafiken bei. Jetzt reisen sie auf eigene Kosten quer durchs Land und kommen in Dörfer, deren Namen sie „nie zuvor gehört haben“. Und dass große Veränderun­gen immer im Kleinen anfangen müssen, zeigt jene Episode, die Bürgermeis­terin Schöny aus ihrem Wahlkampf erzählt: „Ich habe einer älteren Dame auf der Straße Werbemater­ial überreicht. Sie hat daraufhin gesagt, dass sie zwar meine Liste gewählt hat, aber nicht glaubt, dass ich Bürgermeis­terin werde – weil ich eine Frau bin, zu jung sei und das noch nie gemacht habe. Zuerst hab ich geschluckt, aber dann gesagt: Jeder fängt einmal bei null an. Und wenn wir uns möglicherw­eise in ein, zwei Jahren treffen, dann kann sie es sich gar nicht mehr anders vorstellen.“

Der Podcast ist

für alle Menschen, die vom Leben hören wollen, nicht nur

für Frauen.

Raffaela Lackner, Architekti­n und Podcasteri­n

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(links) und Raffaela Lackner sind gemeinsam unterwegs. Lackner im Gespräch mit Polizistin Horn
HELGA RADER, PRIVAT Elisabeth Leitner (links) und Raffaela Lackner sind gemeinsam unterwegs. Lackner im Gespräch mit Polizistin Horn
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