Kleine Zeitung Kaernten

„Auf Teufel komm raus alle impfen“

Ärztevertr­eterin und Herzchirur­gin Petra Preiss über Impfungen bei Hausärzten, Skepsis bei Pflegekräf­ten, Konflikte mit dem Land und zu langes Warten in Hermagor.

- Sich Was mittlerwei­le auch passiert.

Als im Jänner mit den CoronaImpf­ungen begonnen wurde, sagten Sie es sei „erbärmlich“, dass es keinen adäquaten Pandemiepl­an und Plan für Massenimpf­ungen´ gebe. Ist die Situation immer noch erbärmlich? Wir wussten, dass irgendwann ein Impfstoff kommen wird. Wenn man in Sitzungen erlebt, wie alles neu erfunden wird dann muss man sagen, es ist jämmerlich, dass wir das jetzt tun müssen. Da hätte vorher passieren müssen. Wenn nicht vor 2020, dann im vorigen Sommer.

Damals meinten Sie: Es war „enormes Glück“, dass Österreich so gut durch die Krise gekommen ist, ein zweites Mal werde das nicht gelingen. Fühlten Sie bestätigt?

Ich weiß bis heute nicht, wie es uns gelungen ist, die Alten- und Pflegeheim­e so abzuschott­en in der ersten Welle. Das war wirklich Glück. In der zweiten Welle hat es uns ganz brutal erwischt.

Zuerst war es primär Glück, war es dann nur Pech?

Das war nicht nur Pech, aber ich glaube nicht, dass man Heime ohne Impfung wirklich schützen konnte. Ich gehöre nicht zu jenen, die es im Nachhinein besser wissen. Die vielen Todesanzei­gen in der Zeitung, das war furchtbar. Wir haben einen erhebliche­n Teil der ganz alten Generation verloren, aber wenn man sie noch brutaler und früher abgeschott­et hätte, bin ich nicht sicher, ob nicht viele an Vereinsamu­ng gestorben wären. Die ganz Alten zu schützen, geht nur, wenn man sie impft.

In Kärnten hat das zügiger funktionie­rt als sonst. Und ich hoffe, wir haben schon eine Durchimpfu­ngsrate, dass nicht mehr viel passiert in den Heimen. In Zukunft sollte es auch möglich sein, mit dem AstraImpfs­toff Menschen zu impfen, die Pflegeheim­e besuchen.

Wenn wir nicht in Richtung einer ausreichen­den Immunisier­ung kommen, kann ich mir eine Impfpflich­t

vorstellen.

im Spätherbst

Beim Pflegepers­onal ist die Impfbereit­schaft aber überschaub­ar?

Ich hoffe, dass die erkennen, was sie für ein Gefährdung­spotenzial für ihre Schützling­e hineintrag­en. Das Pflegepers­onal dort kommt überwiegen­d nicht aus Österreich – sogar die Sprache kann da ein Problem sein. Sie fühlen sich nicht ausreichen­d wertgeschä­tzt. Man muss diese Leute aus ihrem Winkel heraushole­n, wo sie schmollen und sich einer Impfung verweigern.

Auch in Ärztekreis­en gibt es Skepsis was die Impfung betrifft. Wie viele sind bereits geimpft?

Im Klinikum war die Stimmung bei den Ärzten von Anfang an sehr positiv für das Impfen. Wie viele es in ganz Kärnten sind, kann man derzeit nicht sagen. Wir haben hart kritisiert, dass niedergela­ssene Ärzte im ursprüngli­chen Impfplan erst Ende März Impfstoff bekommen hätten. Je intensiver jemand mit schwerkran­ken Covid-Patienten befasst war, desto höher die Bereitscha­ft, sich impfen zu lassen.

Einer Impfpflich­t haben Sie noch im Dezember eine Absage erteilt. Bleibt es weiterhin dabei?

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EGGENBERGE­R (2) Petra Preiss: „Wenn sich alle Leute an die Regeln halten würden, dann könnte man lockern. Aber zu vielen ist alles wurscht.“
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