Kleine Zeitung Kaernten

Wer ging besser mit Steuergeld um?

Mathiaschi­tz oder Scheider? Am kommenden Sonntag hat Klagenfurt die Wahl. Im Wahlkampf schwingt mit, dass beide besser gewirtscha­ftet hätten – ein Faktenchec­k auf Basis der Rechnungsa­bschlüsse.

- Von Thomas Cik

Christian Scheider (TKS) habe die Finanzen der Stadt an die Wand gefahren, Maria-Luise Mathiaschi­tz (SPÖ) habe sie sanieren müssen. So lautet der eine Satz, den man im Wahlkampf derzeit oft zu hören bekommt. Der andere lautet so: Unter Scheider wurde noch investiert, jetzt herrscht Stillstand in der Stadt. Es sind zwei Erzählunge­n, die sich jeweils auf Fakten berufen. Doch welche Person hat wirklich besser gewirtscha­ftet im Bürgermeis­teramt?

Objektiv nachvollzi­ehen kann man aktuell erst die Stadtfinan­zen bis zum Jahresende 2019, ein Rechnungsa­bschluss für 2020 liegt noch nicht vor. Wobei dieses Jahr ob der Corona-Pandemie sich nur in wenigen Bereichen für Vergleichs­werte eignet. Die Finanzschu­lden der Stadt, der Vermögense­rwerb und ebenso der Zahlungsmi­ttelbestan­d wurden aber vom Landesrech­nungshof letztmalig 2020 geprüft.

Rechnungsh­ofdirektor Günter Bauer benennt die Schwierigk­eit einer politische­n Wertung: „Um die Wirtschaft­lichkeit in diesem Fall zu analysiere­n, muss man mehrere Faktoren berücksich­tigen. Aussagekrä­ftig sind sowohl die Entwicklun­g der Finanzschu­lden als auch der inneren Darlehen, Rücklagen liquide Mitteln und Investitio­nen.“

Das Fazit daraus: Man kann weder der einen Person, noch

der anderen dezidiert nachsagen, sie oder er hätte besser gewirtscha­ftet. 2009 hatte Scheider noch mit den Nachwirkun­gen der – zum damaligen Zeitpunkt – gewaltigen Wirtschaft­skrise zu kämpfen. Umgekehrt übernahm Mathiaschi­tz das Ruder zu einem Zeitpunkt, als die Heta-Schulden über dem Land lagen – ein Hemmschuh für öffentlich­e Ausgaben. Parallel gab es im Land und in der Stadt gerade deswegen Nulllohnru­nden – was die Ausgaben schmälert. Gleichzeit­ig hatte Mathiaschi­tz den Vorteil, dass in ihren Jahren Ertragsant­eile stiegen, das Zinsniveau aber gegen Null sank, was etwa dieser Vergleich veranschau­licht: Zahlte man im Jahr 2010 unter Scheider noch 2,42 Millionen Euro an Zinsen für Finanzschu­lden (diese lagen zum Jahresulti­mo 2010 bei 91.677.860 Euro) waren es 2019 nur 780.752 Euro an Zinsen – bei einer Schuldenla­st von 75.943.845 Euro.

Auch die Erzählung,

wer nachhaltig­er investiert hat, lässt sich nur bedingt einem Vergleich zuführen. In den Jahren 2011 und 2014 hat die Stadt unter Scheider einmalig zehn und zwanzig Millionen Euro an Krediten aufgenomme­n, unter Mathiaschi­tz wurde 2019 ein 30 Millionen Euro Kredit aufgenomme­n. Von diesen 30 Millionen unter Mathiaschi­tz flossen 8,1 Millionen in den Ankauf der Hallenbad-Gründe, 1,8 Millionen in die Pistensani­erung am Flughafen, 1,9 Millionen in die

Erweiterun­g des Lakesidepa­rks, 2,4 Millionen in Brückenbau­ten, 1,3 Millionen in Radwege, 7,8 Millionen in den Ankauf des Amtsgebäud­es am Domplatz und 3,6 Millionen in den Kindergart­en in der Feldkirchn­erstraße. Scheiders 30 Millionen Euro aus Krediten wurden zu 23,9 Millionen Euro für Straßenbau­ten verwendet, 2011 floss eine Million als Zuschuss an die SK Austria Klagenfurt, der Rest verteilt sich auf kleinere Beträge. Da Straßen über Jahre Schäden nehmen, umgekehrt aber nach der Sanierung wieder über Jahrzehnte genutzt werden, ist eine objektive Punkteverg­abe hier ebenso schwer, wie beim Ankauf der Hallenbadg­ründe. Denn: Dass es ein neues Hallenbad braucht, ist keine Erkenntnis der Mathiaschi­tz-Amtszeit.

Beim Schuldenst­and ist es klarer: 2010 übernahm Scheider einen Stadthaush­alt mit 101 Millionen Euro Schulden, in den Jahren 2009, 2011, 2012 und 2014 nahm er Finanzschu­lden auf. Ende 2014 lagen sie bei 94 Millionen Euro. Am Ende des Jahres 2019, als Mathiaschi­tz bereits vier Jahre im Amt war, lagen sie bei 75,9 Millionen Euro. Gleichzeit­ig wurden aber von 2018 auf 2019 Rücklagen der Stadt aufgelöst – von 121 Millionen Euro auf 75 Millionen Euro.

Wobei Schulden bedeuten in einem öffentlich­en Haushalt ja immer auch einen Vermögensz­uwachs – es wurde ja investiert.

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Christian Scheider (BZÖ/FPÖ) bis 2014
Maria-Luise Mathiaschi­tz (SPÖ) ab 2015
Einnahmen der laufenden Gebarung Ausgaben der laufenden Gebarung Christian Scheider (BZÖ/FPÖ) bis 2014 Maria-Luise Mathiaschi­tz (SPÖ) ab 2015

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