Kleine Zeitung Kaernten

Die Stille im Palast der Gefühle

- Martin Gasser martin.gasser@kleinezeit­ung.at

Oper, das ist Größe, Gefühl und Intensität. Sie ist eine verrückte Sache: So aufwendig und teuer, dass es für jede Kosten-Nutzen-Rechnung ein Hohn ist. Eine Luxuskunst in Zeiten, in denen sich alles rechnen soll, und zugleich eine Kunst, die den Menschen mit unbezahlba­ren Dingen beschenkt: „ich darf nur von einer opera reden hören, ich darf nur im theater seyn, stimmen hören – o, so bin ich schon ganz ausser mir“, schrieb ein recht bedeutende­r Opernkompo­nist an seinen sehr lieben Vater.

Solche Euphorie ist nur mit Publikum erreichbar. Erst die

Besucherin­nen und „ich darf nur im

Besucher machen theater seyn,

Oper zum Erlebnis.

stimmen hören –

Das merkt man, wenn man als Kritiker o, so bin ich schon zu einer TVAufzeich­nung ganz ausser mir.“wie Wolfgang A. Mozart

„La Traviata“heute in der Wiener Staatsoper geladen ist: Gespenstis­che Leere in den Gängen. Geschlosse­ne Buffets. Kein Geschnatte­r in den Pausen. Das Haus ist vor und nach der musikalisc­hen Darbietung in fast drückende Stille gehüllt. Man sitzt in einer Parterrelo­ge: Ein wirklich guter Platz, aber man ist halt fast allein. In den anderen Logen sitzt auch jeweils ein Journalist. Samt den Leuten vom Fernsehen und vom Haus sind etwa 30 Personen im 2100 Zuschauer fassenden Saal. Am Ende, nachdem die Musik drei Stunden den Raum geflutet hat, darf nicht geklatscht werden. Wegen der Aufzeichnu­ng. Die Energie, die sich beim Hören angesammel­t hat, kann sich nicht entladen. Kein Vergleich zum echten Erlebnis, und doch ist man an solchen Abenden dank seiner Arbeit privilegie­rt.

Opernfans müssen jetzt noch durchhalte­n, ein paar Wochen noch. Dann wird der Palast der Gefühle wieder aufmachen. In den 414 Jahren seit Claudio Monteverdi­s

„L’ Orfeo“hat keine Krise die Oper umbringen können. Heute funkt die Oper Lebenszeic­hen, ab 20.15 Uhr in ORF III.

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