#MeToo und wo wir jetzt stehen
Die Debatte um übergriffige Männer in Machtpositionen ist noch lange nicht zu Ende. Schluss sein sollte allerdings mit der Verharmlosung des Themas.
DVon Ute Baumhackl
rei Jahre lang wurde ermittelt. Seit Freitag steht fest: Gegen den deutschen Regisseur Dieter Wedel (81) wird Anklage erhoben. Er soll 1996 die Schauspielerin Jany Tempel vergewaltigt haben, als sie bei ihm für eine Rolle vorsprach. Wedel, bekannt für Fernsehserien wie „Der große Bellheim“und „Der Schattenmann“, bestreitet die Vorwürfe, seine Anwälte kritisierten seine „fast beispiellose öffentliche Vorverurteilung“.
Wedels Fall ist der bekannteste in der #MeToo-Debatte unserer Breiten. Die ist deutlich anders verlaufen als in den USA. 2017 machten Dutzende Frauen Übergriffe des Filmmoguls Harvey Weinstein öffentlich. Innerhalb einer Woche war er von seiner eigenen Firma gefeuert, mittlerweile sitzt er im Gefängnis, wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt.
#MeToo war kein reines Hollywood-Problem. Die Debatte ging um die Welt, als die Schauspielerin Alyssa Milano im Versuch, die Größenordnung des Problems darzustellen, Menschen, die Opfer sexueller Begeworden waren, auf Twitter dazu aufforderte, das per Hashtag zu bekunden. Innerhalb von 24 Stunden gab es eine halbe Million Retweets, der Begriff trendete in 58 Ländern. Die Debatte um übergriffige Männer in Machtpositionen wird seither global geführt. Und nicht nur in der Entertainmentindustrie, auch in Modeund Finanzwelt, Sport, Technologie und Politik stürzten die Kolosse. 2018 schien das Ende des toxischen Patriarchats angebrochen. Ein Recherchebeispiel der „New York Times“ergab, dass bis dahin 50 Prozent aller über #MeToo gestolperten Männer in einflussreichen Positionen durch Frauen ersetzt worden waren.
Aber gemach: Die Neuordnung der Welt durch #MeToo steht wohl doch noch nicht unmittelbar bevor. Zwar wurde in den USA der Trump-Jahre die Debatte durch eine Lobby prominentester Frauen und Männer in die Welt getragen. Aber in den Staaten gibt es „Me Too“auch seit 2006 als eingetragene Hilfsorganisation für Opfer selästigung