Schwer verschnupft
Also, ich mag ja den Frühling sehr. Die Blümchen blühen, die Bäumchen sprießen, Säfte und Kräfte allerorten, allem Anfang wohnt ein Zauber inne und so, der Hermann H. hat schon recht gehabt. Ich schätze ihn echt total, den lieben Frühling.
Allein, riechen kann ich ihn nicht, weil nämlich mein Riechkolben verstopft ist wie seinerzeit unsere Abflussleitung, und, meine Güte, das hat damals bis zum Himmel gestunken und noch weiter, das hab sogar ich riechen können. Aber jetzt: nada, niente. Sie könnten mir verfaulte Eier oder ein modriges Bärenfell unter die Nase halten oder, besser, eine fein parfümierte Dame würde an mir vorbeiflirten. Hilft alles nichts. Weil: Mich quält die Pollenallergie vulgo Heuschnupfen. Blöder Name eigentlich, bis nämlich selbiges, das Heu, im Herbst eingefahren wurde, ist eh schon Hopfen und Malz verloren und mich hat’s in tausend Stücke zerrissen.
So ein Heuschnupfler, glauben Sie mir, ist kein schöner Anblick. Der Kolben ist zwar zu, rinnt aber trotzdem wie ein undichter Wasserhahn, und ständig verrotzte Taschentücher in der Hand ist auch nicht so sexy. Und die Augen erst! „Nein, ich hab nicht drei Wochen komagesoffen!“, fauche ich die Mitund Umwelt an. Apropos Mitwelt: Falls wir einander irgendwo begegnen: Ich bin der mit der Sonnenbrille oben im Gesicht, der Maske unten und der Familienpackung Schnäuzfahnen unterm Arm.