Maulkorb für den Bezirkschef von Wolfsberg: Er darf Inzidenzzahlen nichtweitergeben.
Corona-Cluster in Bad St. Leonhard: Nach „Abstimmung“mit der Landesregierung darf Wolfsberger Bezirkshauptmann die GemeindeInzidenzwerte nicht mehr veröffentlichen.
Für jede Menge Wirbel haben die hohen 7-Tage-Inzidenzzahlen in der Gemeinde Bad St. Leonhard gesorgt. Wie hoch sie wirklich waren, ist umstritten. Den Anfang machte die Stadtgemeinde, die vor einer Woche auf Facebook von einer „prekären“Corona-Situation sprach. Daraufhin erklärte der Wolfsberger Bezirkshauptmann Georg Fejan, die Inzidenz in Bad St. Leonhard sei am Karfreitag bei 577 gelegen. Bekanntlich schrillen anderenorts schon bei einem Wert von 400 die Alarmglocken. Wird diese Inzidenz auf Bezirksebene gemessen, folgen Abriegelungen. In Bad St. Leonhard stieg in der Folge die Inzidenz täglich an, am Mittwoch wies sie Fejan bei 1201 aus. Gleichzeitig sprach Landeshauptmann Peter Kaiser von einer Inzidenz von 800.
„Der Wert des Landes war richtig, unsere Werte waren falsch“, räumt nun Fejan ein. Dazu muss man wissen, dass Bezirkshauptmannschaften als Gesundheitsbehörden tagesaktuell die Daten aller Infizierten elektronisch erhalten, um das Contact Tracing durchführen zu können. „Wir rechnen dann Inzidenzen auf Gemeindeebene selbst aus. Da sind Fehler passiert, weil wir Infizierte aus Randgemeinden zu Bad St. Leonhard gezählt haben statt zu Wolfsberg. Twimberg ist so ein Beispiel“, meint jetzt Fejan.
Inzwischen darf er sich zu Gemeindeinzidenzen nicht mehr äußern. „Es gab eine Abstimmung mit der Regierung. Über den Landespressedienst ließ man mich wissen, dass ich Gemeindeinzidenzen nicht mehr veröffentlichen darf. Daran muss und werde ich mich halten.“Das Land hat Gemeindewerte stets totgeschwiegen –
obwohl man diese über die Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) erhält und obwohl andere Bundesländer, wie Oberösterreich oder Tirol, gegenteilige Strategien verfolgen. „Ich hatte ein Gespräch mit Fejan und wir haben uns ausgeredet, dass er Gemeindeinzidenzen nicht mehr kolportiert“, sagt Gerd Kurath, Chef des Landespressedienstes.
„Eine Weisung hat es nicht gegeben. Alle Beteiligten sind sich in Absprache mit Experten einig“, betont KaiserSprecher Andreas Schäfermeier. „Dass Inzidenzen von Gemeinden nicht veröffentlicht werden, ist darin begründet, dass in der Hochrechnung auf 100.000 Einwohner, selbst bei nur sehr wenigen positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen, rasch eine sehr hohe Inzidenz herauskommt. Es ergibt ja auch keinen Sinn, Inzidenzen von Ortschaften hochzurechnen – dann hätten wir bei einer Ortschaft mit 250 Einwohnern und fünf Erkrankungen in sieben Tagen eine Inzidenz von 10.000.“