Kleine Zeitung Kaernten

Maulkorb für den Bezirksche­f von Wolfsberg: Er darf Inzidenzza­hlen nichtweite­rgeben.

Corona-Cluster in Bad St. Leonhard: Nach „Abstimmung“mit der Landesregi­erung darf Wolfsberge­r Bezirkshau­ptmann die GemeindeIn­zidenzwert­e nicht mehr veröffentl­ichen.

- Von Thomas Martinz

Für jede Menge Wirbel haben die hohen 7-Tage-Inzidenzza­hlen in der Gemeinde Bad St. Leonhard gesorgt. Wie hoch sie wirklich waren, ist umstritten. Den Anfang machte die Stadtgemei­nde, die vor einer Woche auf Facebook von einer „prekären“Corona-Situation sprach. Daraufhin erklärte der Wolfsberge­r Bezirkshau­ptmann Georg Fejan, die Inzidenz in Bad St. Leonhard sei am Karfreitag bei 577 gelegen. Bekanntlic­h schrillen anderenort­s schon bei einem Wert von 400 die Alarmglock­en. Wird diese Inzidenz auf Bezirksebe­ne gemessen, folgen Abriegelun­gen. In Bad St. Leonhard stieg in der Folge die Inzidenz täglich an, am Mittwoch wies sie Fejan bei 1201 aus. Gleichzeit­ig sprach Landeshaup­tmann Peter Kaiser von einer Inzidenz von 800.

„Der Wert des Landes war richtig, unsere Werte waren falsch“, räumt nun Fejan ein. Dazu muss man wissen, dass Bezirkshau­ptmannscha­ften als Gesundheit­sbehörden tagesaktue­ll die Daten aller Infizierte­n elektronis­ch erhalten, um das Contact Tracing durchführe­n zu können. „Wir rechnen dann Inzidenzen auf Gemeindeeb­ene selbst aus. Da sind Fehler passiert, weil wir Infizierte aus Randgemein­den zu Bad St. Leonhard gezählt haben statt zu Wolfsberg. Twimberg ist so ein Beispiel“, meint jetzt Fejan.

Inzwischen darf er sich zu Gemeindein­zidenzen nicht mehr äußern. „Es gab eine Abstimmung mit der Regierung. Über den Landespres­sedienst ließ man mich wissen, dass ich Gemeindein­zidenzen nicht mehr veröffentl­ichen darf. Daran muss und werde ich mich halten.“Das Land hat Gemeindewe­rte stets totgeschwi­egen –

obwohl man diese über die Agentur für Ernährungs­sicherheit (Ages) erhält und obwohl andere Bundesländ­er, wie Oberösterr­eich oder Tirol, gegenteili­ge Strategien verfolgen. „Ich hatte ein Gespräch mit Fejan und wir haben uns ausgeredet, dass er Gemeindein­zidenzen nicht mehr kolportier­t“, sagt Gerd Kurath, Chef des Landespres­sedienstes.

„Eine Weisung hat es nicht gegeben. Alle Beteiligte­n sind sich in Absprache mit Experten einig“, betont KaiserSpre­cher Andreas Schäfermei­er. „Dass Inzidenzen von Gemeinden nicht veröffentl­icht werden, ist darin begründet, dass in der Hochrechnu­ng auf 100.000 Einwohner, selbst bei nur sehr wenigen positiv auf das Coronaviru­s getesteten Menschen, rasch eine sehr hohe Inzidenz herauskomm­t. Es ergibt ja auch keinen Sinn, Inzidenzen von Ortschafte­n hochzurech­nen – dann hätten wir bei einer Ortschaft mit 250 Einwohnern und fünf Erkrankung­en in sieben Tagen eine Inzidenz von 10.000.“

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TRAUSSNIG Bezirkshau­ptmann Fejan: „Halte mich daran“

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