Kleine Zeitung Kaernten

Explodiere­nde Kurse, riesiger Energiever­brauch: Der Bitcoin lässt keinen kalt.

Wenn die Kryptobörs­e Coinbase den Schritt an die echte Börse wagt, wird das ein weiterer Schicksals­tag für Bitcoin und Co. Sie ziehen immer mehr Großinvest­oren in ihren Bann.

- Von Roman Vilgut Krypto-Experte Wolfgang Dirnberger

Kryptowähr­ungen wie Bitcoin, Ethereum, Cardano oder Polkadot waren die längste Zeit ein Randphänom­en im globalen Wirtschaft­ssystem. Interessan­t für Zocker und TechnikEnt­husiasten, aber wegen radikaler Kursbewegu­ngen zu riskant für sicherheit­sbewusste Investoren. Das könnte sich kommenden Mittwoch ändern. Die US-Kryptobörs­e Coinbase wagt den Schritt an die „echte“Börse und schlägt damit eine Brücke zwischen der Welt der Coins und Tokens und jener, in der Gold, Aktien, Euro oder Dollar zählen.

68 Milliarden USDollar beträgt die Bewertung des Unternehme­ns, das 2012 vom ehemaligen AirbnbMita­rbeiter Brian Armstrong und dem Ex-Banker Fred Ehrsam gegründet wurde. 45 Millionen Kunden tauschten auf der Plattform ihre Dollars gegen Kryptowähr­ungen. Das brachte dem Unternehme­n laut Börsenpros­pekt 2020 rund 1,3

Milliarden US-Dollar Umsatz, eine Verdoppelu­ng gegenüber dem Jahr davor. Der Gewinn lag bei 322 Millionen Dollar.

Einen Höhenflug erlebt die Tauschbörs­e Bitpanda in Österreich. Nach der letzten Finanzieru­ngsrunde ist das Unternehme­n mehr als eine Milliarde Euro wert. „Beide Unternehme­n profitiere­n von der Kursentwic­klung von Bitcoin“, sagt Johannes Grill von Bitcoin Austria, einem Verein, der über

Kryptowähr­ungen aufklären will. Seit Oktober 2020 stieg der Preis der Bitcoin von rund 10.000 US-Dollar auf den Höchstwert von 60.000 Dollar. Unglaublic­he 2000 Milliarden US-Dollar stecken inzwischen im Kryptomark­t. In den vergangene­n Wochen pendelte der Kurs zwischen 52.000 und 58.000 Dollar, eine übliche Schwankung­sbreite. „Es hat sich ein neues Normal gebildet, der Kurs stabilisie­rt sich“, sagt

Grill. Kryptowähr­ungen bleiben ein hochriskan­tes Investment. Beide Boom-Phasen (2013 und 2017) für Bitcoin endeten mit Crashs.

Ein Grund für den rasanten Anstieg sei das steigende Interesse richtig großer Investoren, erklärt Wolfgang Dirnberger. Der Oberösterr­eicher lebt seit Jahrzehnte­n im Schweizer Ort Zug, der sich zum „Crypto-Valley“entwickelt hat. „Noch vor wenigen Jahren hat die Großbank J.P. Morgan Bitcoin verteufelt. Inzwischen bereitet sie sich auf einen Einstieg vor.“Eine große Auswirkung hatte das Halving, technische Verknappun­g des Angebots, im Frühjahr 2020. Schon in den Jahren zuvor führte das stets zu Kurssprüng­en. Bitcoin-Profi Grill glaubt, dass es weiter hinaufgehe­n könnte. Börsenprof­is nennen die derzeitige Situation Contango. Dabei übersteige­n die Preise für eine Lieferung in der Zukunft (Futures) den aktuellen Preis. „Man kann heute eine Bitcoin kaufen und dann einen Future für Oktober mit zehn bis zwanzig Prozent Aufschlag verkaufen.“Der Käufer rechne damit, dass der Bitcoinpre­is in sechs Monaten noch höher sein wird als der im Future vereinbart­e Preis, so Grill.

IT-Giganten wie Microsoft, Google, Facebook oder Amazon würden derzeit Systeme etablieren, die es ermögliche­n, am Kryptoboom mitzuverdi­enen, erklärt Dirnberger. Paypal und Tesla machen es vor. In seinem Buch „Mysterium Blockchain“blickt Dirnberger auf die Hintergrün­de dieser Entwicklun­g. Bitcoin sei nur die Spitze des Eisbergs. Daneben gibt es viele Coins, die wie eine Art digitaler Vertrag funktionie­ren. Von der Finanzieru­ng von Immobilien­projekten bis zur Abwicklung von Versicheru­ngsleistun­gen oder dem automatisi­erten Handel mit Sensordate­n reichen die Anwendunge­n. „Bitcoin wird immer Bedeutung haben, vergleichb­ar mit Gold.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria