Kommt ein Waran in den Supermarkt
Wie die Charmeoffensive einer Echse zum Welterfolg wurde.
Man weiß nicht genau, was er gewollt hat. Er hatte kein Kleingeld dabei, benahm sich im Supermarkt wie ein Dickhäuter im Porzellanladen und wurde schließlich von der Polizei abgeführt. Kurz darauf entkam er und gilt seither als abgetaucht. Vermutlich ins Kanalsystem von Bangkok-Umgebung.
In Thailand wurde ein zwei Meter langer Bindenwaran beim Erklimmen eines Supermarktregals gefilmt, ringsum purzeln die Schachteln wie die aktuellen Umfragewerte heimischer Bundeskanzler.
Vermutlich muss sich der Laden nun neue Regalbetreuer suchen; das Video geht jedenfalls gerade um die Welt, man hört menschliches Publikum das Vieh anfeuern. Das ist erfreulich, denn gerade in Thailand galt die bis zu drei Meter lange und in ganz Südostasien heimische Echse bisher als eher unbeliebt, wohl, weil sie sich häufig als Hühnerdieb betätigt. Ansonsten ist der Waran eher kein Kulturfolger, er lebt lieber in Feuchtgebieten, macht sich aber, siehe oben, auch in Kanälen breit, was wohl daran liegt, dass er neben Krabben, Fischen und Amphibien auch gerne Aas und Abfall zu sich nimmt; man nennt das opportunistisches Fressverhalten, eine Vorgehensweise, die in freier Natur ja auch an Buffetgästen gut zu beobachten ist.
Der bei uns vor allem als Uhrband bzw. Handtasche präsente, aber als Art ungefährdete Bindenwaran ist auch lebendig ein gut aussehendes Reptil, gewandter Kletterer (siehe Video) und hervorragender Schwimmer. Trommelfelle und Nasenlöcher sind oval, eine Information, die sich aus intimer Distanz leicht prüfen lässt, wenn man sich nicht daran stört, dass die Tiere scharfe Sägezähne und starke Krallen haben, mit denen sie ihre Beute zerreißen. Dem Menschen werden sie aber sonst nicht gefährlich, nur lästig, siehe Hühner.
Im Regal, das der mittlerweile mit Kosenamen wie Godzilla und T-Rex belegte Waran erklommen hat, waren übrigens Kosmetikartikel. Was natürlich den Schluss nahelegt: Vielleicht hat das Vieh bloß was gegen schuppige Haut gesucht.