Kleine Zeitung Kaernten

DasVolkver­liert seine Stütze

- Maria Schaunitze­r

In Zeiten von Corona und Brexit gibt es nur wenige Konstanten, auf die sich die Briten noch verlassen können. Das Leben ist ein anderes geworden. Selbst das sonst so krisenfest­e Königshaus wurde zuletzt durch Mexit und das offenherzi­ge Interview von Meghan und Harry im amerikanis­chen TV ordentlich erschütter­t.

Mit Prinz Philip verliert nicht nur die Queen ihren Fels in der Brandung, sondern das ganze Königreich ein Stück Erdung. Drei Generation­en waren mit dem ewigen Prinzgemah­l aufgewachs­en. In seinem Leben hielt er 5500 Reden und absolviert­e 22.200 Auftritte. Dabei traf er zwar nicht immer den richtigen Ton, er verlor jedoch auch nie seine Authentizi­tät. Oft lieferte er den Zweiflern der Monarchie Zündstoff, doch zu sprengen vermochten seine Fehltritte nie.

Im Gegenteil. Nur wenige Mitglieder des Königshaus­es waren – zumindest in den letzten Jahren – so beliebt wie er. Auch im Heilungspr­ozess zwischen Deutschlan­d und Großbritan­nien nach dem Zweiten Weltkrieg spielte der Prinz mit deutschen Wurzeln eine wichtige Rolle. Obwohl man Philip nachsagt, er sei in seinen jungen Jahren ein Lebemann gewesen, schätzten die Briten ihn als „Kraft und Stütze“der Königin. iese Stütze hat nicht nur „Lilibeth“verloren, sondern auch das Volk. Ein Stück weit geht eine Ära zu Ende. Stimmen zur Abschaffun­g der Monarchie werden wohl in Zukunft wieder lauter werden. Denn ob die junge Generation der Royals seinen Platz im Herzen der Briten einnehmen kann, bleibt fraglich.

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