„Unser ,Bandl‘ hält ein Leben lang“
Vor 40 Jahren landeten die Geschwister Schwarz-Scheidenberger im SOS-Kinderdorf Moosburg. Herbert Schwarz schreibt nun ein Buch über das Leben der sechs. Am heutigen Tag der Geschwister erzählt er von einem ganz besonderen Band, das noch immer hält.
Sie waren Kinder. Und sie hatten damals keine Zukunft. Gewalt in der Familie, Überforderung, Kriminalität – und mittendrin sechs Geschwister. Die älteste Schwester, die Evi, gerade einmal 14 Jahre alt; der Jüngste, der Michi, noch ein Baby.
„Wenn unsere Mutter die Kraft nicht mehr aufbrachte, sich um uns zu kümmern, dann wuchsen wir zusammen. Wir gingen einen gemeinsamen Weg. Und diesen Weg wollten wir unbedingt gemeinsam weitergehen. Das war unser Schwur“, erzählt Herbert „Blacky“Schwarz, der Drittgeborene. 40 Jahre ist das mittlerweile her, es war damals alles andere als eine leichte Zeit. Schwarz ist überzeugt davon, dass es die Geschwisterliebe war, die ihm und seinen Schwestern und Brüdern die nötige Kraft gab: „Mein Bruder Sascha hat immer gesagt, wir sind ein ,Bandl‘ und dieses Band wird niemals reißen.“Herbert Schwarz, er lebt mittlerweile in Purkersdorf (Niederösterreich) und arbeitet als Polizist, ist gerade dabei, ein Buch über sein Leben und das seiner Geschwister zu schreiben.
Er selbst wurde 1970 in Osttirol geboren, seine Mutter war Kärntnerin. „Ihr ging es nicht gut. Sie hat versucht, uns irgendwie durchzubringen.“Weil der Vater in Deutschland einen Job bekam, übersiedelte die Familie – damals noch mit vier Kindern – nach Darmstadt. Dort trennte sich die Mutter schließlich vom gewalttätigen Ehemann. Sie lernte einen neuen Partner kennen, bekam wieder ein Kind.
Dann der nächste Schock: Mutter und Kinder wurden in Schubhaft genommen, mussten Deutschland verlassen. Schwarz: „In Freilassing hat man uns der österreichischen Gendarmerie übergeben. Mein Bruder Sascha war damals noch ein Baby.“Nach einer Zwischenstation in Salzburg landete die Familie schließlich in Kärnten.
In Radenthein bekam man eine Bleibe – und die Mutter bald darauf das sechste Kind. „Unsere Mutter hat uns viel alleine gelassen, unsere große Schwester Evi übernahm ihre Rolle.“Eines Tages stand dann die Polizei vor der Tür. Weil sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, musste die Mutter ins Gefängnis.
Und so kamen die sechs 1982 schließlich ins SOSKinderdorf nach Moosburg. „Zuerst hieß es, dass wir getrennt werden. Schlussendlich durften wir zusammen in ein Haus ziehen. Das war das größte Glück für uns“, erinnert sich Schwarz zurück. Und das handhabt man im SOS-Kinderdorf nach wie vor so, wie Leiter Gerald Stöckl erklärt: „Wenn Kinder ihre vertraute Umgebung aufgeben müssen, ist es