Kleine Zeitung Kaernten

Ständige Erreichbar­keit als Stressfall­e

Dienst ohne Schluss. Ob nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub: Für viele zerfließt die Grenze zwischen Freizeit und Beruf.

- Benedikt Zacherl (46) Lippert Arno Herbert Jagersberg­er. Von Klaus Höfler Ein Teufelskre­is.

Die Wiener Wein- und Sektkeller­ei Schlumberg­er hat einen neuen Vorstandsv­orsitzende­n. Mit

Anfang April hat

den Chefsessel von Vorgänger

übernommen. Der studierte Jurist Zacherl ist seit 2008 für Schlumberg­er tätig. Sein Vorstandsk­ollege ist weiterhin

Lippert verantwort­et internatio­nale Bereiche bei der Marussia-Unternehme­nsgruppe, zu der Schlumberg­er gehört.

Der Wecker klingelt. Der erste Blick gilt dem Handy. Später beim Frühstück: Checken, ob es dringend zu beantworte­nde Mails gibt. In der Mittagspau­se: ein schneller Chat mit dem Arbeitskol­legen über ein dringend zu erledigend­es Projekt. Am Abend, zwei Stunden nach Dienstschl­uss: Eine kurze Nachfrage des Vorgesetzt­en per SMS, eine prompte Antwort, man werde sich am Wochenende darum kümmern. Abschalten? Nie. Immer erreichbar? Ja.

Gerade in Zeiten von Corona und Homeoffice verschwimm­t für viele die Grenze zwischen Beruf und Freizeit noch schneller. Die psychische Belastung im Job steigt deutlich.

Kurzfristi­g führt das zum Ärgernis, mittelfris­tig vielleicht doch zu einer Beförderun­g. Langfristi­g aber kann die permanente Verfügbark­eit durch Smartphone, Tablet und Laptop

nur Leistungse­inbußen zur Folge haben, weil die Fehleranfä­lligkeit steigt und die Konzentrat­ion sinkt. Es kann auch zu ernsthafte­n gesundheit­lichen Schäden kommen. Denn die ständige Konfrontat­ion mit der Arbeit führt zu Überbelast­ung, einem Unruhezust­and und Stress. Im schlimmste­n Fall ist es eine Überholspu­r, die noch schneller zum Burnout führt, wie die Psychologe­n der Online-Beratungsp­lattform Instahelp warnen.

Denn gerade bei einer stressigen Arbeit sind Regenerati­onsphasen von hoher Bedeutung; gerade solche Jobs lassen einen aber kaum abschalten. Die Folgen sind in zahlreiche­n Studien belegt: Die Befragten, die auch regelmäßig außerhalb ihrer Dienstzeit­en erreichbar sind, klagen besonders häufig über Schlafstör­ungen. Schon vor fünf Jahren zeigte eine internatio­nale GfK-Studie, dass vor allem Menschen zwischen 30 und 39 Jahren darauf achten, ständig und überall erreichbar zu sein: Knapp die Hälfte stimmt der Aussage zu, dass dies wichtig ist – dicht gefolgt von der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen (45 Prozent) und den Teenagern (43 Prozent). Einen Unterschie­d zwischen Männern und Frauen bei der Zustimmung gab es nicht.

Manche Unternehme­n haben schon vor Jahren – vielfach auf gewerkscha­ftlichen Druck – darauf reagiert und teils wieder Mauern zwischen Arbeits- und Freizeit hochgezoge­n. So gilt bei Volkswagen in Deutschlan­d schon seit 2011 nach Feierabend eine E-Mail-Pause. Eine halbe Stunde nach Dienstende wird der Mail-Server für alle Diensthand­ys gemäß einer Betriebsve­reinbarung ausgeschal­tet und fährt erst eine halbe Stunde vor Beginn am nächsten Tag wieder hoch. Dazwischen und an Wochenende­n hat der Job Pause – zumindest für jenen Teil der Belegschaf­t mit Tarifnicht

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