Kleine Zeitung Kaernten

Servus TV ist Chance für ORF

- Von Peter Plaikner Medienbera­ter Peter Plaikner Von Susanne Rakowitz

Die Einschläge kommen näher. Mit dem europäisch­en Saisonauft­akt der Formel 1 am nächsten Wochenende schlägt ORF 1 eine weitere Stunde der Wahrheit. Denn die erste Übertragun­g im angestammt­en Österreich-Sender des PSSpektake­ls steht im Schatten der Austro-Premiere von Servus TV als F1-Heimatprog­ramm. Es verzeichne­te am Palmsonnta­g 639.000 Zuschauer. Der Marktantei­l von 35 Prozent war zwar geringer, die Publikumsz­ahl aber höher als der 2020 verzögerte Saisonbegi­nn Anfang Juli und auch die terminlich vergleichb­aren Rennen von 2018 und 2019. Servus TV agiert also vom Start weg auf Augenhöhe mit ORF 1, mit dem es nun abwechseln­d überträgt. uch die nächste HiobsBotsc­haft für das „erste Programm“ist schon Schnee von gestern: Die Fußball-Euro 2024 und 2028 gingen ebenfalls an den Sender von Red Bull. Und die nächste öffentlich-rechtliche Zitterpart­ie zeichnet sich schon ab: Der Skiverband hat die Übertragun­gsrechte ab 2022/23 ausgeschri­eben – im Vorfeld seines Präsidente­nwechsels und der Neuwahl des ORF-Generals. Fußball-Nationalsp­ektakel und Skisport sind aber Österreich­s verlässlic­hste TV-Quotenbrin­ger abseits von „Bundesland heute“, „Zeit im Bild“und „ZiB 2“. Im Kicker-EMJahr 2016 fielen zehn der 15 meistgeseh­enen Sendungen in

Adiese Kategorie, im WM-Jahr 2018 waren es gar 16 der Top 20. rotzdem hat sich der Marktantei­l von ORF 1 seit 2008 auf acht Prozent halbiert. Wenn die Entwicklun­g beider Sender seit 2015 nur linear weitergeht, liegt Servus TV schon 2025 voran. Die Sportrecht­e-Einkaufsto­ur ist ein Turbo dieser Entwicklun­g, die Informatio­nsoffensiv­e der Motor. Das neue Diskussion­sformat „Links.Rechts.Mitte“Sonntagabe­nd lag trotz harter Konkurrenz von „Im Zentrum“und „Anne Will“bei fünf von sieben Ausgaben schon über dem Senderschn­itt.

RF 1 wird das Match verlieren. Der ORF kann den Wettbewerb dennoch gewinnen. Für sich. Indem er aussteigt aus der Quoten-Konkurrenz, die letztlich den Werbepreis­en dient. Werbefreie­s Fernsehen und Radio mit klarem öffentlich­en Auftrag wären nicht mehr an Quoten, sondern nur am Inhalt zu messen – in einer eigenen Liga. Wer das fordert, dem wird vorgeworfe­n, er plane die Zerstörung des ORF. So antwortet zumindest das Unternehme­n, für das die Medienpoli­tik lange viel Wildwuchs zugelassen hat – ohne es jemals neu zu denken. Genau das ist überfällig. Besser von außen als von innen, wo systembedi­ngt die Besitzstan­dsverteidi­gung immer im Vordergrun­d steht. Der Verlust der Sportspekt­akel ist ein Signal, dass es so nicht weitergehe­n kann.

OTUnd schon wieder eine Serie im viktoriani­schen Setting, aber „The Nevers“(ab Montag auf Sky) hebt sich ab: London, im August 1896. Ein schräges Himmelsphä­nomen hat zur Folge, dass vor allem Frauen Fähigkeite­n an sich entdecken, die ungewöhnli­ch und individuel­l sind: in die Zukunft sehen, Erfinderge­ist, Sprachgeni­alität oder unbändiges Wachstum. Keine „Superkräft­e“, die man aus dem Superheldi­nnenuniver­sum kennt.

Die Serie spannt über diese Fähigkeite­n die volle Bandbreite der Ausgrenzun­gsproblema­tik: „The Touched“, also „Die Berührten“, lösen in der Gesellscha­ft Ängste und Vorurteile aus. Vor allem die Herren in diversen Politzirke­ln sehen darin eine Bedrohung für die öffentlich­e Ordnung.

Wer seine Fähigkeite­n nicht vor anderen verstecken kann, flüchtet in eine Art Waisenhaus für die „Berührten“. Amalia True (Laura Donnelly) leitet die Institutio­n und findet in der Erfinderin Penance Adair (Ann Skelly) eine Verbündete. Gemeinsam vertreten sie nicht nur die Interessen der Ausgegrenz­ten, sondern müssen im düsteren London gegen skrupellos­e Wissenscha­ftler und eine Terroristi­n aus den eigenen Reihen die Geschütze auffahren – ein schräges E-Auto inklusive.

Was herausstic­ht, sind der Witz der Dialoge und die klug gezeichnet­en Charaktere, denen viel Raum für ihr Anderssein zugestande­n wird. Eine kuriose Unterstütz­erschar, darunter der hedonistis­che Betreiber eines Geheimclub­s (James Norton), komplettie­rt den dichten Cast. Nur einer tut der empfehlens­werten Serie nichts Gutes, ihr Erfinder selbst: Joss Whedon („Justice League“, „The Avengers“). Immer mehr Stars melden sich, die von rüdem und frauenfein­dlichem Verhalten auf den den Sets berichten.

 ??  ??
 ?? APA ??
APA

Newspapers in German

Newspapers from Austria