Katarina Hartmann über Kultur, die keine Lobby hat.
Die Sängerin und Schauspielerin Katarina Hartmann vermisst die Bühne. Ein Gespräch über ständige Verschiebungen, ihre neue Band und die Geringachtung der Kultur.
Letzten Dezember hätten Sie im Theater Sˇ entjanzˇ /St. Johann Premiere mit Thomas Bernhards einzigem Märchen „Viktor Halbnarr/Viktor Polnori“feiern sollen. Wird das Stück noch auf die Bühne kommen? KATARINA HARTMANN: Ich hoffe schon. Wir haben bereits vier Mal verschoben, jetzt hoffen wir auf Ende April. Nächste Woche starten wir jedenfalls wieder mit den Proben.
Wie geht es Ihnen damit, sich ein Stück immer wieder vornehmen zu müssen, das eigentlich fertig geprobt war?
Das wird mit jedem Mal schwieriger. Man will ja irgendwann wieder etwas Neues machen und nicht immer Altes aufwärmen. Aber es ist auch ein super Projekt und deshalb wollen wir es unbedingt noch auf die Bühne bringen. Dass man ein Stück in zwei Sprachen – viermal auf Deutsch, viermal auf Slowenisch – spielt, ist ja an sich schon sehr ungewöhnlich.
In welcher Sprache fühlen Sie sich mehr zu Hause?
Slowenisch ist meine Muttersprache, aber ich habe jetzt viele Jahre in Wien gelebt und Theater gespielt. Es hat mich jedenfalls überrascht, dass es einen Unterschied macht, ob ich ein Stück in Slowenisch oder
Deutsch spiele. Unsere Regisseurin Alena Hain findet lustigerweise, dass es im Deutschen viel weicher und natürlicher klingt als im Slowenischen.
Wann sind Sie eigentlich zuletzt als Schauspielerin auf der Bühne gestanden?
Das war im Herbst im Stadttheater, da hatten wir das Glück, die Text-Collage „Kärnten Park“noch spielen zu können, bevor alles zugemacht wurde.
Wie kommen Sie als freie Schauspielerin über die Runden?
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Die Kultur hat keine richtige Lobby, wir haben ja als freie Künstler keine Gewerkschaft, die unsere Interessen vertreten könnte. Es wäre schön, wenn sich da jetzt etwas tun würde.
Sie haben immerhin mit „Poesie“eine Single herausgebracht.
Ja, ich habe die Coronazeit genützt und die Band Jasa gegründet. Angefangen hat alles damit, dass plötzlich im ersten Lockdown alles zu war. Mit Karen Asatrian habe ich dann den Song „Die Welt steht still“eingespielt. Und plötzlich habe ich angefangen, ganz viele Lieder zu schreiben. Jetzt im Februar haben wir mit „Poesie“die erste Single herausgebracht, Ende April soll mit „Irgendwo wartet das Glück“die nächste folgen und beim „Klagenfurter Festival“im September werden wir unsere erste CD präsentieren.
Wie kann man sich Ihre Musik vorstellen?
Das geht ein bisserl in Richtung Kommerz, vielleicht spielt uns ja Ö 3 einmal (lacht). Es ist eine Mischung aus Pop, Funk, das Lied „Schwarzer Engel“wird tolle Gitarrenriffs haben – es ist für jeden etwas dabei. Und bei den Texten geht es einfach ums Leben, um Sehnsucht nach Heimat, nach Liebe, nach Nähe.
Wäre dieses Projekt ohne Corona auch entstanden?
Ich weiß es nicht. Ich wollte so etwas immer schon machen, weil ich leidenschaftlich gerne singe, aber ich hatte einfach nie die Zeit dafür. Aber jetzt setze ich große Hoffnungen in unsere Band und würde mich freuen, wenn wir viele Konzerte vor Publikum spielen könnten. Die
Bühne fehlt mir schon sehr, das merke ich.
Apropos: Wie schaut es mit der Theaterbühne aus? Abgesehen vom Bernhard-Stück: Was ist noch geplant?
Im Sommer spiele ich wie schon im Vorjahr beim „Theater Sommer Klagenfurt“, wir hatten mit dem Stück „Piranhas im Wasserbett“einen schönen Erfolg und zeigen das Stück deshalb auch heuer wieder. Außerdem steht noch die Satire „Extrawurst“auf dem Programm. Und im Herbst hoffe ich, dass ich wieder im Stadttheater spielen kann. Nach vielen Jahren in Wien fixiere ich mich wieder mehr auf Kärnten – und jetzt bleibe ich einfach einmal da.