Kleine Zeitung Kaernten

Flick liebt die Bayern, hat aber die Lust verloren

Hansi Flick will den FC Bayern mit Saisonende verlassen. Warum es so weit kam.

- Von Michael Lorber

G erade hatte der FC Bayern mit dem 3:2-Sieg in Wolfsburg den neunten Meistertit­el in Serie praktisch fixiert, da schlich Trainer Hansi Flick über den Rasen und umarmte David Alaba. Auf dem Weg in die Kabine hatte der 56-Jährige Tränen in den Augen. Warum, offenbarte sich in den anschließe­nden Interviews. Da erklärte Flick, schon in der Jugend immer Bayern-Fan gewesen zu sein. Zwischen 1985 und 1990 bestritt der Deutsche 104 Partien für den Rekordmeis­ter und gewann vier Meistertit­el und den DFB-Pokal. Im November 2019 übernahm der Bammentale­r das Traineramt bei den Bayern. Es folgten 81 Pflichtspi­ele mit 67 Siegen, acht Remis und sechs Niederlage­n (Torverhält­nis 244:85), was einen Punkteschn­itt von überragend­en 2,57 bedeutet, sowie sechs Titel.

Dennoch hat Flick nun genug. Er informiert­e den Klub, im Sommer aus seinem Vertrag aussteigen zu wollen. Über Gründe wollte der Erfolgstra­iner nicht öffentlich sprechen. Dabei hat sich die Situation in den vergangene­n Wochen und Monaten schrittwei­se hochgescha­ukelt. Der Schlagabta­usch zwischen Flick und Bayerns Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic nahm nicht für möglich gehaltene Ausmaße an. Anfangs intern ausgetrage­ne verbale Scharmütze­l verlagerte­n sich in Windeseile in die Öffentlich­keit. Der als ausgestorb­en gegoltene Begriff des FC Hollywood war an der Säbener Straße plötzlich wieder Mode – trotz sportliche­n Erfolgs.

Was war geschehen? Flick fühlte sich zu wenig in die Kaderplanu­ng eingebunde­n. Im Sommer 2020 wurden für Thiago, Coutinho und Perisic unter anderem Roca, Sarr und Costa verpflicht­et, die den Klub qualitativ schwächten. Das machte sich auch beim Viertelfin­al-Aus in der Champions League gegen Paris SG bemerkbar, als die Leistungst­räger Lewandowsk­i, Süle, Goretzka und Gnabry ausfielen und nicht annähernd ersetzt werden konnten. Für die nächste Saison droht ein Déjàvu. Alaba suchte zwar freiwillig das Weite, doch der Vertrag mit Jerome Boateng – unter Flick unumstritt­en – wurde von Salihamidz­ic nicht verlängert.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria