Flick liebt die Bayern, hat aber die Lust verloren
Hansi Flick will den FC Bayern mit Saisonende verlassen. Warum es so weit kam.
G erade hatte der FC Bayern mit dem 3:2-Sieg in Wolfsburg den neunten Meistertitel in Serie praktisch fixiert, da schlich Trainer Hansi Flick über den Rasen und umarmte David Alaba. Auf dem Weg in die Kabine hatte der 56-Jährige Tränen in den Augen. Warum, offenbarte sich in den anschließenden Interviews. Da erklärte Flick, schon in der Jugend immer Bayern-Fan gewesen zu sein. Zwischen 1985 und 1990 bestritt der Deutsche 104 Partien für den Rekordmeister und gewann vier Meistertitel und den DFB-Pokal. Im November 2019 übernahm der Bammentaler das Traineramt bei den Bayern. Es folgten 81 Pflichtspiele mit 67 Siegen, acht Remis und sechs Niederlagen (Torverhältnis 244:85), was einen Punkteschnitt von überragenden 2,57 bedeutet, sowie sechs Titel.
Dennoch hat Flick nun genug. Er informierte den Klub, im Sommer aus seinem Vertrag aussteigen zu wollen. Über Gründe wollte der Erfolgstrainer nicht öffentlich sprechen. Dabei hat sich die Situation in den vergangenen Wochen und Monaten schrittweise hochgeschaukelt. Der Schlagabtausch zwischen Flick und Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic nahm nicht für möglich gehaltene Ausmaße an. Anfangs intern ausgetragene verbale Scharmützel verlagerten sich in Windeseile in die Öffentlichkeit. Der als ausgestorben gegoltene Begriff des FC Hollywood war an der Säbener Straße plötzlich wieder Mode – trotz sportlichen Erfolgs.
Was war geschehen? Flick fühlte sich zu wenig in die Kaderplanung eingebunden. Im Sommer 2020 wurden für Thiago, Coutinho und Perisic unter anderem Roca, Sarr und Costa verpflichtet, die den Klub qualitativ schwächten. Das machte sich auch beim Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Paris SG bemerkbar, als die Leistungsträger Lewandowski, Süle, Goretzka und Gnabry ausfielen und nicht annähernd ersetzt werden konnten. Für die nächste Saison droht ein Déjàvu. Alaba suchte zwar freiwillig das Weite, doch der Vertrag mit Jerome Boateng – unter Flick unumstritten – wurde von Salihamidzic nicht verlängert.