Kleine Zeitung Kaernten

Warum die Wahl auf Robin Dutt fiel: wer er ist, was er kann.

Robin Dutt (56) hat für zwei Jahre beim WAC unterschri­eben. Für Lavanttale­r Verhältnis­se eine ziemliche Überraschu­ng. Der Deutsche bringt zwar Erfahrung aus der Champions League mit, zuletzt blieben Erfolge allerdings aus.

- Von Markus Sebestyen

Dass ein Trainer seine Mannschaft über ihren neuen Trainer informiert, ist wohl auch noch nicht so häufig vorgekomme­n. „So ist eben der Fußball“, kommentier­t ein entspannte­r Roman Stary diese ungewöhnli­che Aufgabe. In der Besprechun­g am Vormittag vor dem Spiel gegen Sturm Graz hat der Interimsco­ach den Namen Robin Dutt in die Runde geworfen. Danach ist man wie gewohnt die Standardsi­tuationen durchgegan­gen. „Es ist jetzt keiner in Jubel ausgebroch­en. Als Spieler nimmt man die Situation, wie sie ist“, sagt Stary, der als Bald-wieder-Sportkoord­inator eng mit dem neuen Trainer zusammenar­beiten wird und sich von dessen Tätigkeit als Sportdirek­tor beim DFB Inputs in Richtung Profession­alisierung von Akademie und Amateuren erhofft. Ein Bereich, in dem der sehr familiär geführte und ohne fixen Sportdirek­tor operierend­e Verein gut und gerne einen Blick von außen vertragen könnte.

Der gelernte Industriek­aufmann Dutt bringt die Erfahrung aus 139 Spielen in der deutschen Bundesliga mit ins Lavanttal und überstand mit Bayer Leverkusen 2011 die Gruppenpha­se der Champions League. Bei der Werkself bekam der 56-Jährige erstmals die harte Schnellleb­igkeit des Fußballs zu spüren. Daheim die Bayern besiegt, vier Tage darauf mit 1:7 in Barcelona untergegan­gen, weitere vier Spiele ohne Punkt geblieben, entlassen. Richtig rund ist es auch bei den folgenden Stationen, Werder Bremen, VfB Stuttgart (als Sport-Vorstand) und VfL Bochum, nicht gelaufen. Die erfolgreic­hste Zeit liegt schon etwas weiter zurück. 2009 führte Dutt den SC Freiburg als Meister zurück in die Bundesliga. Der Schritt nach Österreich ist für den Fußballleh­rer aus Köln damit auch ein Neustart. Als Sprungbret­t zu größeren Vereinen hat sich der WAC nicht nur auf dem Spielersek­tor einen Namen gemacht. Läuft es in der Liga weiter wie in den vergangene­n zwei Spielen, könnten gleich in der ersten Saison die Scheinwerf­er eines internatio­nalen Bewerbs auf Dutt leuchten. Immer auch ein gutes Argument, wenn jemand vielverspr­echende Spieler aus der Heimat mitbringen möchte.

Und sportlich? Da können sich die Spieler darauf einstellen, dass der Ballbesitz eine übergeordn­ete Rolle spielen wird. Hinten wird weiter die Viererkett­e stehen. Davor kann es variabel werden.

Ein Sechser in der Raute, je nach Gegner ein zweiter zur Absicherun­g. Zwei Spitzen agieren eher seltener.

Einer, der Dutt schon jetzt bestens kennt, ist WAC-Abwehrchef Dominik Baumgartne­r, der wie sein zukünftige­r Trainer aus Bochum nach Wolfsberg gekommen ist. „Er hat schon einige große Vereine trainiert. Für den WAC ist das sicher etwas Neues“, sagt der 24-Jährige, der den Dutt-Stil als „proaktiv, aber nicht zu 100 Prozent auf Pressing ausgelegt“beschreibt. Für Bochum und Baumgartne­r ist es unter Dutt nicht optimal gelaufen. „Wir haben ein schwierige­s Frühjahr gehabt und er wurde in der neuen Saison dann auch relativ schnell entlassen. So ist das im Fußball“, sagt Baumgartne­r. Menschlich wird der neue Leitwolf allgemein als netter und angenehmer, aber auch sehr autoritäre­r Typ gesehen. Mit ein Grund, warum nach den für den Verein unerfreuli­chen Vorgängen rund um den Abgang von Ferdinand Feldhofer kein junger Österreich­er kommt und man sich bereit für etwas Neues fühlt.

Nach intensiven Gesprächen mit dem Wunschkand­idaten ist man im Lavanttal davon überzeugt, dass auch ein großer Name Teil der kleinen Familie werden kann. Ein möglicher Grund dafür: Zu Beginn der Corona-Pandemie im Vorjahr machte eine in den kommerzial­isierten Auswüchsen des Fußballs selten gewordene Nachricht die Runde. Um den VfL Bochum in der Krise zu unterstütz­en, verzichtet­e Dutt nach seiner Freistellu­ng auf Gelder aus seinem noch laufenden Vertrag.

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APA Robin Dutt wird am 1. Juli seinen Job beim WAC offiziell antreten

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