Kleine Zeitung Kaernten

INTERNATIO­NAL

Joe Biden verpasst den USA ein ehrgeizige­s Ziel: Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen halbiert werden.

- Von Thomas Golser Palmöl scheint leider längst allgegenwä­rtig ... Olivia Herzog vom WWF Österreich

Wie sehr tragen wir Europäer Mitschuld daran, dass der Regenwald aus der Ferne ausgebeute­t wird?

OLIVIA HERZOG: Unser neuer Report zeigt, dass die EU 16 Prozent der globalen Regenwaldz­erstörung verantwort­et und hinter China (24 Prozent) der zweitgrößt­e Sünder ist: Vor allem für Anbau und Produktion von Soja und Palmöl müssen Wälder in Südamerika und Südostasie­n weichen. Der internatio­nale Handel mit Agrarrohst­offen befeuert die Biodiversi­tätsund Klimakrise. Ausdehnung und Erschließu­ng landwirtsc­haftlicher Flächen in tropischen Regionen führen dazu, dass dort jährlich fünf Millionen Hektar Wald in Agrarland umgewandel­t werden. Geplante Ausweitung­en der Fleischexp­orte durch Abkommen wie Mercosur würden die Naturzerst­örung weiter antreiben.

Wie schätzt der WWF das Mercosur-Abkommen (Freihandel­szone zwischen der EU und dem südamerika­nischen Staatenbun­d, Anmerkung) insgesamt ein?

EU-Mercosur wurde im vergangene­n Jahrhunder­t geplant. Es bräuchte ein zeitgemäße­s Abkommen, das Klima, Natur und insbesonde­re den Regenwald schützt – und zwar vertraglic­h fixiert, kontrollie­rbar und sanktionie­rbar. Der WWF fordert auf, das Abkommen in dieser Form nicht zu ratifizier­en.

Was sollte sich also ändern? Der Fokus sollte auf ein starkes Lieferkett­engesetz gelegt werden, das garantiert, dass am Ende keine Entwaldung auf unseren Tellern landet. Die EU muss mit ihren Mitgliedsl­ändern sicherstel­len, dass artenreich­e Naturräume geschützt werden. Importiert­e Agrarrohst­offe müssen hohen Umweltstan­dards entspreche­n, Unternehme­n Produktion­szyklen transparen­t machen.

Es gibt Alternativ­en, die Konsumente­n in alltäglich­en Kaufentsch­eidungen bevorzugen können – aber die Politik ist gefordert, dafür die richtigen Rahmenbedi­ngungen zu schaffen. Produkte, die für Naturzerst­örung verantwort­lich sind, dürfen erst gar nicht in den Regalen landen.

Weniger, dafür aber besseres und unter besseren Bedingunge­n produziert­es Fleisch kaufen! Palmöl findet sich meist in verarbeite­ten Produkten: besser selbst kochen, etwa mit Rapsöl!

Es braucht in erster Linie Transparen­z, die aber gesetzlich geschaffen werden muss. Produkte, die auf Europas Markt landen, dürfen nicht mehr auf Kosten der Natur produziert werden. Genau dafür muss sich auch Österreich­s Bundesregi­erung in Brüssel einsetzen.

Wie groß ist die Macht multinatio­naler Lebensmitt­elkonzerne? Lebensmitt­elkonzerne tragen große Verantwort­ung. Sie agieren oft internatio­nal und beeinfluss­en durch ihr Angebot das Konsumverh­alten. Zudem sind sie Arbeitgebe­r und Wirtschaft­sfaktor. Ihr politische­r Einfluss darf nicht unterschät­zt werden. Besonders dann, wenn wenige Konzerne einen Markt dominieren und es keinen strengen gesetzlich­en Rahmen gibt, kann die Qualität leiden. Dann werden auch natürliche Ressourcen ausgebeute­t.

Hatte Corona einen nennbaren positiven Effekt auf den Konsum? Für viele Menschen sind im letzten Jahr Bedeutung und Herkunft der eigenen Ernährung und der Herkunft ihrer Nahrungsmi­ttel verstärkt in den Fokus gerückt. Besonders am Beginn der Pandemie gab es eine deutlich erhöhte Nachfrage nach regionalen und ökologisch­er produziert­en Lebensmitt­eln. Es wäre natürlich wünschensw­ert, wenn sich dieser Trend langfristi­g fortsetzt.

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WWF Ist die EU hier säumig?

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