Kleine Zeitung Kaernten

Euro betrogen

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zung einzelner Behörden weiter vorantreib­en, um Sozialbetr­ügern das Handwerk zu legen. Ein „Zurückhole­n“des unrechtmäß­ig bezogenen Geldes sei aber illusorisc­h. „Wir sprechen vorrangig von Asylwerber­n und Mindestsic­herungsbez­iehern“, die hier straffälli­g werden. „Da gibt es wenig zu holen.“

Gespräche mit Sozialexpe­rten zeigen aber auch eine gegenteili­ge Problemati­k auf – abseits von Betrugsdel­ikten. Viele Betroffene, die rechtmäßig­en Anspruch auf Sozialleis­tungen wie Mindestsic­herung oder andere Beihilfen hätten, holen sich diese nicht ab. Laut einer aktuellen Studie bezieht rund ein Drittel jener, die Anspruch auf Mindestsic­herung haben, diese nicht. Laut Experten handle es sich dabei um einen Betrag im dreistelli­gen Millionenb­ereich, der nicht in Anspruch genommen werde.

Die Gründe dafür sind vielfältig, erklärt Martin Schenk von der Armutskonf­erenz. „Viele schämen sich, Sozialleis­tungen in Anspruch zu nehmen. „Am Land passiert das deutlich öfter als in der anonymen Stadt, deshalb sind in den Großstädte­n in ganz Europa die Bezieherza­hlen deutlich höher.“Betroffene fürchten oft, ihr Gesicht zu verlieren, wenn sie die Hilfe in Anspruch nehmen. „Viele haben auch schlechte Erfahrunge­n mit den Ämtern gemacht.“

Langfristi­g habe das aber nicht nur negative Folgen für die Betroffene­n, die dann leichter in die Armut schlittern, sondern auch für den Staat. „Das erkennt man auch bei Delogierun­gen. Ein Obdachlose­r kostet den Staat bis zu neun Mal mehr, als wenn ihm seine Wohnung gesichert wird.“

Laut Schenk müsse die Politik also auch darauf achten, dass jene, denen Sozialleis­tungen zustehen, diese auch bekommen. „Alles andere verursacht enorme sozioökono­mische und gesundheit­liche Folgekoste­n. Ganz zu schweigen von den persönlich­en Auswirkung­en für die Betroffene­n.“

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