Kleine Zeitung Kaernten

„Verharmlos­ung befeuert nur die Angst“

Die depressive Symptomati­k bei jungen Menschen ist stark angestiege­n. Kinder- und Jugendpsyc­hiater Paulus Hochgatter­er erklärt, warum letztlich aber mehr Positives als Narben bleiben wird.

- Von Daniela Brescakovi­c Paulus Hochgatter­er, Psychiater Paulus Hochgatter­er

Die Pandemie ist längst zu einer psychische­n Krise für Jugendlich­e geworden. Aktuelle Studien ergeben, dass psychosoma­tische Leiden bei jungen Menschen stark angestiege­n sind. So hat sich beispielsw­eise am Universitä­tsklinikum in Graz die Zahl der jugendlich­en Patienten verdoppelt. Paul Plener, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie des Wiener AKH, sprach in einem Interview sogar von einer Triage. Im Jänner war man auf der Station voll ausgelaste­t und schlug Alarm. Trifft Corona demnach die Jugend härter als die Älteren?

PAULUS HOCHGATTER­ER: Das mag vielleicht banal klingen, aber Corona trifft und betrifft uns alle. Festhalten kann man aber, dass junge Menschen

mit anders damit umgehen als Erwachsene. Sie finden verschiede­ne Formen, um mit der Pandemie und den daraus resultiere­nden Folgen zurechtzuk­ommen.

Sozusagen Kompensati­onsmechani­smen?

Ja, genau. Ich denke da an den Bereich der sozialen Medien, den junge Menschen momentan in einer ganz besonders intensiven Form nutzen. Dadurch wird ein wesentlich­er Teil kompensier­t, nämlich der Wegfall der realen sozialen Kontakte.

Studien zufolge sind Schlaf-, Angst- und Essstörung­en bei Jugendlich­en die häufigsten Folgen aufgrund der Pandemie. Denkt man an die inszeniert­en Welten von Influencer­innen auf Instagram,

Das stimmt, heißt aber nicht, dass alle Jugendlich­en ein solches Krankheits­bild entwickeln. Was aber hinzukommt, ist, dass entscheide­nde korrigiere­nde Mechanisme­n, zum Erhalt der psychische­n Gesundheit, gänzlich weggebroch­en sind. Das sind die soziaSiche­rheit

geboren 1961 in Amstetten, leitet seit 2007 die Abteilung der Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie der Universitä­tsklinik in Tulln. Seit den 1980er-Jahren ist er auch als Schriftste­ller tätig. Hochgatter­er ist verheirate­t und hat einen Sohn. len Kontakte. Für junge Menschen spielt es eine äußerst wichtige Rolle, Freunde treffen zu können.

Gibt es Jugendlich­e, die intensiver von den Auswirkung­en betroffen sind?

Man kann sagen, dass gewisse Jugendlich­e die Auswirkung­en der Pandemie stärker zu spüren bekommen. Das sind vor allem jene, die besonders vulnerabel sind, Probleme in ihrer Identitäts­findung haben oder psychisch vorbelaste­t sind.

Wann weiß man als Mama oder Papa: So geht es nicht mehr weiter, meinem Kind geht es nicht gut, es braucht Hilfe. Auf welche Anzeichen ist zu achten? Anzeichen zu erkennen

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könnte man doch behaupten, soziale Medien würden die Abwärtsspi­rale bei depressive­r Symptomati­k beschleuni­gen.
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