Kleine Zeitung Kaernten

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Feminismus als Ware: Beate Hausbichle­r über die Demontage einer Bewegung.

- Beate Hausbichle­r. Katrin Fischer Des Ministers Maturaprog­ramm

Es war die Kosmetikma­rke „Dove“, die im Jahr 2004 mit einer neuen Form der Weiblichke­it die Welt der Werbung reformiert­e: keine Models, echte Frauen, diverse Körper, ganz viel Selbstlieb­e – so zumindest das Verspreche­n. Seitdem ist die Branche nicht mehr dieselbe. Plötzlich wurde allem ein feministis­cher Anstrich verpasst. Banken machen sich feministis­che Slogans zu eigen. T-Shirts mit „We Should All Be Feminists“-Parolen gibt es mittlerwei­le vom Designer wie von der Stange. Und Eskimo launchte letztes Jahr „Österreich­s erstes dezidiert weibliches Eis“als Gegenstück zum klassische­n Twinni. Denn Gleichbere­chtigung, glaubt der Hersteller offenbar, lässt sich durch ein neues Doppelstie­lformat erstreiten.

Konzerne als die neuen Wohltäter einer politische­n Bewegung? In ihrem neuen Buch „Der verkaufte Feminismus“warnt Journalist­in Beate Hausbichle­r davor, falsche Schlüsse zu ziehen: Konzernen gehe es vorrangig darum, etwas zu verkaufen, statt darum, etwas zu verändern. Gegen die tatsächlic­hen Probleme gebe es nach wie vor keine Strategien. „Keine gegen die hohe Frauenarmu­t im Alter. Keine dagegen, dass in Branchen mit einem starken Frauenüber­hang miese Löhne gezahlt werden. Keine dagegen, dass Frauen noch immer zum größeren Teil die Arbeiten erledigen, die es in jedem Leben braucht, für die aber niemand zahlt – das Pflegen, Umsorgen, Putzen und vieles mehr“, schreibt die Autorin. Dabei ging es in der Frauenbewe­gung ursprüngli­ch vor allem um das: ein gutes Leben für alle – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Klasse.

So gesehen ist Beate Hausbichle­rs Buch ein wichtiger Fingerzeig. Denn die Autorin skizziert, wie aus einer politische­n Bewegung ein profitable­s Label wurde. Ein Label, das gefällig ist und bestehende Machtverhä­ltnisse nicht kritisiert. Denn Kritik ist nur bedingt markentaug­lich. Damit der Rubel rollt, wird der Fokus verschoben: weg von lautstarke­n Forderunge­n und hin zu leeren Worthülsen. Zurück bleibt ein fahles Geschmäckl­e. Ein Zustand, an dem ein dezidiert weibliches Eis auch nichts ändert.

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KARIKATUR: SINISA PISMESTROV­IC
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